Bush beharrt auf Afghanistan-Politik

US-Präsident Bush und Pakistans Ministerpräsidentin Bhutto wollen die afghanischen Mudschaheddin weiterhin militärisch unterstützen / CIA und State Department setzen auf Übergangsregierung  ■  Aus Washington Stefan Schaaf

US-Präsident Bush und die pakistanische Premierministerin Benazir Bhutto, die sich gegenwärtig zu einem offiziellen Besuch in den USA aufhält, wollen sich verstärkt um eine „politische Lösung“ des Bürgerkriegs in Pakistans Nachbarland Afghanistan bemühen. Beide Regierungen streben eine „blockfreie, repräsentative Regierung“ in Kabul an, die „in Frieden mit ihren Nachbarn lebt“. Frau Bhutto betonte gleichzeitig, die USA und Pakistan dürften die Mudschaheddin jetzt nicht im Stich lassen. George Bush signalisierte die Bereitschaft der USA, die afghanischen Rebellen weiterhin mit Waffen zu versorgen. Damit weigert sich das Weiße Haus, dem Druck im Kongreß nachzugeben, wo seit dem Abzug der letzten sowjetischen Truppen im Februar Zweifel an der bisherigen rein militärischen Strategie der USA in Afghanistan laut geworden sind.

Washington war immer davon ausgegangen, daß das prosowjetische Regime in Kabul ohne Hilfe der sowjetischen Armee in kurzer Zeit zusammenbrechen würde. Diese Erwartung hat sich jedoch bisher nicht erfüllt. „Wenn wir weiterhin Waffen an die Rebellen liefern“, so der Abgeordnete Anthony Beilenson in der 'New York Times‘, „riskieren wir alles bisher Erreichte, denn die Afghanen beginnen, ihren Ärger nicht mehr wie früher gegen die Sowjets, sondern gegen die USA zu richten, die dazu beitragen, den Krieg und das Töten in dieser kriegsmüden Region zu verlängern.“

Daß es den islamischen Rebellen seit Februar nicht gelungen ist, mehr Terrain in Afghanistan zu gewinnen, irritiert die Bush-Administration. Ein Beamter im Weißen Haus bezeichnete den wochenlangen Ansturm der Mudschaheddin auf Djalalabad als „ein einziges Desaster“. Innerhalb der CIA und des State Department räsoniert man, ob es nicht sinnvoller sei, auf eine Übergangsregierung aus den verschiedensten Kräften hinzuarbeiten. Premierministerin Bhutto hat ihrerseits bereits demonstriert, daß sie die Bürde von 3,6 Millionen afghanischer Flüchtlinge möglichst rasch abschütteln möchte.