Strahlendes La Hague

■ Grüner Abgeordneter auf Radioaktivitätssuche am Zaun der französischen WAA / SPD fragt nach Entsorgungsnachweis

Berlin (taz) - Die radioaktive Belastung in der Umgebung derWiederaufarbeitungsanlage von La Hague ist beängstigend. Das berichtete der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Wolfgang Daniels, gestern vor der Presse in Regensburg. Daniels, von Haus aus Physiker, hatte Anfang der Woche, ausgestattet mit einem Gerät zur Radioaktivitätserfassung, der französischen Anlage einen Besuch abgestattet. In unmittelbarer Nachbarschaft des Geländes konnte der Abgeordnete nach eigenen Angaben Strahlendosen feststellen, die umgerechnet aufs Jahr die in der Bundesrepublik für „Normalbürger zulässigen Werte von 30 Millirem pro Jahr um das Fünffache übertreffen“. Auf dem WAA-Gelände von La Hague werden seit Jahren große Mengen radioaktiver Abfälle aus der Wiederaufarbeitung unter freiem Himmel oder nur mit einer dünnen Erdschicht bedeckt gelagert. Die Atommüllfässer sind in Betonzylinder eingelassen, die die Strahlung offenbar nur unzureichend abhalten. Daniels erinnerte an eine ursprünglich auch von der La-Hague-Betreiberin Cogema mitgetragene, 1981 abgebrochene Studie über die Krebshäufigkeit in der Umgebung der Anlage. Die deutsche Seite müsse auf einer Fortsetzung dieser Untersuchungen bestehen, bevor ein Staatsvertrag über die deutsch -französische Kooperation in La Hague unterzeichnet werde, forderte Daniels.

Unterdessen bezeichnete es der SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel in Bonn als fraglich, ob der gesetzlich erforderliche Entsorgungsnachweis für die bundesdeutschen Atomkraftwerke nach der Aufgabe der WAA Wackersdorf noch besteht. Die Betreiber könnten dabei momentan nur auf wenig verbindliche Absprachen zwischen den Verantwortlichen in Bonn und Paris verweisen, meinte Vogel. Im Zweifel müßten die Atomkraftwerke stillgelegt werden.

gero