Bahnpreischaos

■ ...ist nur ein Spiegel der Auto-Gesellschaft

Konkurrenz belebt das Geschäft - behaupten Schmalspur -Ökonomen. Für den fortgeschrittenen Marktbeobachter beweist die Bundesbahn, daß es auch ohne geht: Zwar hat sie das absolute Monopol auf allen Gleisen, trotzdem ist der Bahnpreismarkt mit Sparangeboten, Supersparpreisen, rosaroten Strecken-, Zeit- und Bettkarten so unübersichtlich wie kaum ein anderer in der Bundesrepublik. Das Austüfteln der billigsten Fahrkarte für die Reise von X nach Y ist eine Wissenschaft für sich, ohne Zuhilfenahme eines mittleren Personalcomputers ist die Abwägung der über zwei Dutzend Sparangebote nicht mehr möglich.

Doch auch ohne direkte Konkurrenz auf der Schiene hat der Bahnpreisdschungel System. Er orientiert sich am Auto. Weil ein Kilometer in der Blechkiste nicht mehr kostet, wenn eine ganze Familie drinsitzt, als wenn es nur ein einziger Geschäftsmann ist, hat die Bahn den Mitfahrer-Preis und die rosarote Familienkarte ersonnen. Und weil das Trampen an Autobahnraststätten umsonst ist, gibt es für Jugendliche die „Tramper„-Billigangebote der Bahn.

Das Durcheinander der Bundesbahntarife ist nur ein Spiegel der verkehrten Verkehrspolitik. Die gigantischen Folgekosten des Autoverkehrs werden in der Bundesrepublik einfach umgelegt. Für Straßenbau, Unfallopfer-Versorgung und Lärmkrankheiten zahlen die Opfer auf den Gehsteigen genauso wie die Täter in den Blechkisten. Deshalb können die Preise des ökologisch und sozial sinnvollsten Verkehrsmittels, der Bahn, mit dem Auto nicht konkurrieren. Die ungleiche Konkurrenz belebt nicht das Geschäft, sondern nur die hilflosen Versuche des Bahn- Hasen mit immer neuen „Spar„ und „Superspar„-Angeboten dem Auto-Igel hinterherzuhecheln, der dafür am Ende doch nur ein höhnisches „Ik bin all billiger“ übrighat.

Dirk Asendorpf