Katalysator-Pleite

■ Kat in der EG erst Ende 1992 für Neuwagen Pflicht / EG-Umweltminster einigten sich auf faulen Kompromiß

Berlin (taz) - Das traurige Kapitel der Katalysator-Politik der Europäischen Gemeinschaft ginggestern mit einem typisch faulen EG-Kompromiß zuende. Der Katalysator für Autos unter 1,4 Liter Hubraum - das sind mit 60 Prozent die meisten in der EG - wird demnach erst ab 31.Dezember 1992 für alle Neuwagen Pflicht. Bei Autotypen, die neu entwickelt werden, gilt der 1.Juli 1992 für den Katalysator, mit dem allein die dann geltenden strengeren US-Abgas-Werte einzuhalten sind. Darauf einigten sich die Umweltminister der EG.

Mit dem Kompromiß, dem bis auf Dänemark und Griechenland alle Länder zustimmten, haben sich die Kat-Gegner durchgesetzt, angeführt von Großbritannien, Italien und Frankreich, die 1993 als Einführungsdatum vorgeschlagen hatten. Die Bundesregierung konnte sich mit ihrem Vorschlag, 1991 den Kat zur Pflicht zu machen, nicht behaupten. Anders als Griechenland und Dänemark stimmte Bonn aber für den Kompromiß. Die Ankündigung von Kanzler Kohl und Umweltminister Töpfer, notfalls im nationalen Alleingang den Katalysator einzuführen, wurde kleinlaut fallengelassen. Bonn habe zugestimmt, weil die EG Steueranreize für freiwillige Kat-Käufer schon vor dem Pflicht-Zeitpunkt erlaubt habe, sagte Töpfer.

Mit dem EG-Beschluß wird die Mehrheit der Autos auf den Straßen Westeuropas erst Ende der 90er Jahre mit Katalysator ausgerüstet sein. Solange wird es dauern, bis die Altfahrzeuge durch Neuwagen mit Kat ersetzt sind.

Umweltminister Töpfer lobte die Entscheidung als „Durchbruch“. Daß es nicht gelungen sei, den Kat schon ab 1991 einzuführen, sei ein „Schönheitsfehler“.

-man