Minister in El Salvador ermordet

Präsident Cristiani beschuldigt die Guerilla, Jose Antonio Rodriguez Porth ermordet zu haben / Kirche und Linksopposition hingegen vermuten Machtkampf in der rechtsextremen Regierungspartei  ■  Von Ralf Leonhard

Managua (taz) - Die rechte Hand des salvadorianischen Staatschefs, der Präsidentschaftsminister Jose Antonio Rodriguez Porth, fiel Freitag morgen einem Attentat zum Opfer. Der 73jährige Jurist wurde von bisher Unbekannten erschossen, als er sein Haus in einem Nobelbezirk San Salvadors verließ. Auch sein Chauffeur und ein Leibwächter fanden den Tod. Die Opposition fürchtet, daß der Anschlag eine neue Repressionswelle auslösen wird.

Der Untergrundsender Radio Venceremos hat sich noch nicht geäußert und Vertreter der Guerilla im Ausland, die noch auf verbindliche Information aus erster Hand warteten, hielten es für „praktisch unmöglich“, daß die FMLN für den Anschlag verantwortlich sei. „Das ist nicht unsere Linie“, versicherte Comandante Venancio Salvatierra.

Präsident Cristiani beschuldigte in einer ersten Stellungnahme die Guerilla, mußte aber einräumen, daß es keine Beweise gebe. Guillermo Ungo von der sozialdemokratischen MNR und Repräsentanten der katholischen Kirche glauben, daß Rodriguez Porth Opfer eines Flügelkampfes innerhalb seiner eigenen Partei geworden sei. Eine Version, die auch von der Witwe nicht ausgeschlossen wird. Der Minister wollte am Tag seiner Ermordung die Zusammensetzung einer Dialogkommission bekanntgeben, die mit der FMLN Kontakt aufnehmen sollte.

Auch linke Parteien, wie die UDN Mario Aguinadas, verurteilten die Tat, äußerten aber gleichzeitig die Befürchtung, daß die Regierung den Mord „als Auslöser“ für eine Zunahme der politischen Gewalt benutzen könnte.

Anzeichen dafür gibt es genug: Oberst Sigifredo Ochoa, einer der Extremisten innerhalb der ultrarechten Regierungspartei, drohte mit Vergeltungsmaßnahmen gegen die Volksorganisationen: „Hier laufen eine Menge kommunistische Kommandanten herum, die vom Gesetz geschützt werden... Entweder wir lassen uns abschießen wie die Ratten oder wir organisieren uns, um El Salvador zu verteidigen.“ Feuer müsse mit Feuer bekämpft werden.

Rodriguez Porth war einer der Gründer der rechtsextremen „Nationalistisch Republikanischen Allianz“ (Arena) und saß im Exekutivkomitee der Partei. Er soll eine Ansprache geschrieben haben, mit der Cristiani am 1. Juni sein Amt antrat. Der radikale Flügel der Partei hatte den gemäßigten Ton der Rede, in der der FMLN ein unverbindlicher Dialog angeboten wurde, scharf kritisiert.

Vor einigen Tagen hatte der Minister in einem Fernsehinterview auf ein Verhandlungsangebot der FMLN Bezug genommen und dabei für einige Forderungen Verständnis gezeigt.