Offenes Geheimnis „Bewährungsakte“

■ Bewährungs-Akte eines Diebes auf der Straße gefunden

Horst H. ist nur ein „Normal-Fall“ für die Bremer Justiz: Ein Wiederholungstäter mit langer Vorstrafenliste, der es irgendwie nie geschafft hat, „wieder hoch zu kommen“. Bis Mitte 1990 läuft seine jüngste Bewährungsstrafe. Etliche Male wurde Horst H. bisher wegen Diebstahls und „fortgesetzten Führens eines nicht versicherten Kraftfahrzeuges ohne Fahrerlaubnis“ verurteilt.

Die Bewährungsakte von Horst H. wurde von BremerInnen auf der Straße gefunden und landete auf dem taz-Schreibtisch: Mit sämtlichen Personen-Daten,

Gerichtsurteilen, mit Mietverträgen, Briefwechseln mit dem Arbeitsamt, den Gerichten und Bewährungshelfern und mit ärztlichen Attesten. Ein Skandal oder nur Schlamperei der Behörden?

Horst H. ist vor wenigen Wochen von Niedersachsen nach Bremen umgezogen. Horst H.s bisheriger Bewährungshelfer Peter J. übergab seinen „Probanden“ und damit auch die Akten dem Kollegen in Bremen. Die Akte ging per Einschreiben vor vier Wochen auf den Postweg. Angekommen ist sie bei ihrem Empfänger jedoch nicht. Der

hatte sie auch nicht vermißt, da aus früheren Verfahren die Unterlagen noch „in Kopie“ in Bremen vorlagen und Bewährungshelfer S. den Fall Horst H. „auch so“ weiterführen konnte.

Jetzt ist die Post gefragt, ob der Postbote das Einschreibepäckchen überhaupt ordnungsgemäß zugestellt hat. Falls dies in einigen Tagen per Rückmeldeschein nachgewiesen wird, muß die Schlamperei doch in den Amtsstuben der Bewährungshelfer passiert sein. Bremens Datenschützer Holst forderte die Aufklärung des Falls.

ra