Betroffenheit genügt nicht

Rechtsradikale Randale und Fußball  ■  K O M M E N T A R

Das Ritual ist immer dasselbe, wenn im Zusammenhang mit einem Fußballspiel Randale gemacht wird: Der Verein sagt, für die gesellschaftlichen Ursachen sei er nicht zuständig; die Polizei bittet, das Problem doch politisch zu lösen; Politiker antworten, Randgruppen gäbe es immer, und im übrigen würden die Sicherheitvorkehrungen erhöht. Verantwortlich fühlt sich niemand. Die Initiatoren von Fanprojekten beklagen die ignorante Haltung seit Jahren, Unterstützung - vor allem finanzielle - erfahren sie selten, kontinuierlich schon gar nicht. Auch Berlin hatte seine Fanbetreuung, sie ist sanft entschlafen. Das Problem dabei: Solche Projekte legitimieren sich dadurch, daß etwas passiert; läuft die Zusammenarbeit mit den Fans gut, wird sie als nicht mehr notwendig erachtet. Erst im Konfliktfall taucht die Idee wieder auf.

Was zuletzt an Gewalt von Hertha-Fröschen und Skins ausging, geht über die üblichen Fußball-Krawalle hinaus. Gezielte Angriffe gegen Ausländer sind Ausdruck eines veränderten politischen Klimas. Sicher ist aktiven Rechtradikalen nicht sozialarbeiterisch beizukommen, aber daß Rechte es relativ leicht haben, im Umfeld von Fußballvereinen zu agitieren, weist auf Versäumnisse in der Vergangenheit.

Dem jetzigen Senat sollte da mehr einfallen, als einfach zu warten und dann bei Gelegenheit „Trauer und Betroffenheit“ abzulassen.

-thöm