Hertha-Frösche als Nazi-Kröten

■ Über 100 rechtsradikale Fußballfans und Skinheads greifen Ausländer nach Hertha-Spiel an / Hertha-Manager „ohnmächtig und fassungslos“

Die Hertha-Frösche entwickeln sich in der Öffentlichkeit immer mehr zu Nazi-Kröten: Rund 130 Skinheads und rechtsradikale Fußballfans des Berliner Fußballclubs Hertha BSC lieferten sich am Sonntag abend nach einem Spiel mit dem FC Homburg auf dem Breitscheidplatz am Kudamm und in Lichterfelde regelrechte Straßenschlachten mit türkischen Jugendlichen. Dabei wurde ein 14jähriger Türke mit einem Messer an der Schulter verletzt. Er mußte im Krankenhaus behandelt werden. Die Polizei nahm 20 der rechtsradikalen Schläger vorübergehend fest. Bei weiteren 27 Fußballfans und Skins wurden die Personalien festgestellt.

Die rund 30 Hertha-Frösche und 100 Skinheads zogen nach dem 2:0-Sieg des Berliner Zweitligisten zunächst in die City. Dort am Breitscheidplatz angekommen, versuchten sie, eine Gruppe von rund 50 Menschen anzugreifen, die hauptsächlich aus Ausländern bestand. Die Polizei konnte das durch ihr Eingreifen verhindern. Zwei Stunden später kam es auf einem Fest in Lichterfelde erneut zu Auseinandersetzungen: Etwa 30 Skinheads prügelten sich mit einer Gruppe türkischer Jugendlicher. Im Verlauf der Hauerei wurde ein 14jähriger Türke mit einem Messer verletzt. Der Täter konnte von der Polizei bisher nicht ermittelt werden.

Schon am Sonntag vor einer Woche hatten Hertha-Frösche während des Spiels gegen den 1.FC Saarbrücken auf den Tribünen randaliert. Jeden Ballkontakt des FC-Stürmers Anthony Yeboah - ein schwarzer Fußballer ghanesischer Herkunft - kommentierten die Fans mit „Nigger„- oder „Bimbo“ -Rufen. Entscheidungen des Schiedsrichters wurden mit „Jude! Jude!“ quittiert. Dazu kamen die fast schon üblichen „Republikaner„- und „Sieg-Heil„-Rufe. Das Stürmen des Spielfelds nach verlorenem Spiel konnte die Polizei nur mit Schlagstockeinsatz verhindern. Im Anschluß an das Spiel wurde die Stadioneinrichtung teilweise demoliert, und U- und S-Bahnen wurden erheblich beschädigt.

„Ohnmächtig und fassungslos“ steht der Hertha-Manager Wolter vor dem Scherbenhaufen. Die Verantwortung für Ausschreitungen rechtsradikaler Fans außerhalb des Stadions will er sich sich aber „nicht anheften lassen“. Gegenüber der taz sprach er von einer „Vielzahl neuer Ideen gegen Randalismus“ was die Sicherheit im Stadion betrifft. Außerhalb des Stadions sieht er aber keine Möglichkeit der Einflußnahme. In der nächsten Saison sollen zwar „bekannte Gewalttäter“ keinen Einlaß mehr in die Stadien finden. Wolter befürchtet aber, daß die Fans „ihren Frust dann woanders abreagieren“. Im Vergleich zum Verhalten gewalttätiger Fans in Holland oder in England seien die Berliner Vorfälle „ja der reinste Kindergarten“.

Einen Spielausfall als mögliche Konsequenz aus den gewalttätigen Ereignissen schließt Wolter aus finanziellen Gründen aus: „Dann könnten wir unsere Lizenz gleich zurückgeben!“.

ccm/ danni