Iran-betr.: Iran-Berichterstattung in der taz

Betr: Iran-Berichterstattung

in der taz

So interessant wir die in der taz erscheinenden Hintergrundberichte über den Iran auch finden, auffallend ist, sobald VertreterInnen der iranischen Opposition gefragt sind, die überwiegende Beschränkung auf die Perspektiven des Schriftstellers Bahman Nirumand, dessen kritisch -distanzierte Sicht wichtig und interessant ist, dessen Standpunkt aber dringend erweitert und in Konflikt gesetzt werden sollte zu den Meinungsäußerungen von VertreterInnen der iranischen Widerstandsbewegungen in der BRD wie z.B. den Volksmudjaheddin oder den Fedayin.

So existieren in eurem Bericht, die Volksmudjaheddin hätten eine Mordbefehl gegen Nirmand erlassen, ganz andere Berichte von den auf der Versammlung in Karlsruhe anwesenden Volksmudjaheddin. Warum fragt ihr diese Gruppe nicht, bevor ihr Behauptungen über sie abdruckt? Warum erscheinen keine Gegendarstellungen?

Es ist verständlich, daß ein so lange in der BRD lebender Iraner und Akademiker wie Nirumand uns deutschen Linken geistig verwandter erscheint als mancher iranische Aktivist. Die taz sollte derartige Berührungsängste aber aufgeben und Interviews suchen auch zu solchen Iranern bzw. iranischen Organisationen, die sich in vorwiegend materieller Solidarität bis hin zum bewaffneten Kampf für ihre Heimat einsetzen.

B. und B.R.

Ihr Bericht über die Volksmudjaheddin und die Anschuldigungen, die den Volksmudjaheddin gegenüber erhoben wurden, haben mich erschüttert. Ich befasse mich seit geraumer Zeit mit der Situation im Iran und den politischen Parteien und Organisationen. So kann ich nicht glauben, daß das Beschriebene dem Geschehen entspricht. Die Volksmudjaheddin ist eine absolut friedliche Organisation, die stets jede Art von Terror verurteilt hat.

Wenn diese Organisation einen bewaffneten Kampf gegen das Ayatollah-Regime führt, so ist dies die einzige Möglichkeit die Mullahs zu stürzen. Nach der Revolution haben sie lange versucht auf rein politischem und unbewaffnetem Weg das Khomeini-Regime zu entlarven; dabei wurden sie von Khomeini -Gardisten geschlagen und ermordet. Eine Dikatatur kennt nicht die Sprache der Argumente sondern nur die der Gewalt.

(...)Mir scheint es so, als ob Nirumand hier etwas für sich propagandistisch ausschlachten will. Außerdem nutzt er die momentane Stimmung (siehe Mordbefehl Khomeinis gegen Rushdie) und würde gern durch die Behauptung - Iraner wollen ihn ermorden - sich aktuell machen und auch eine Rolle in der diesbezüglichen Diskussion spielen.

G. und A.R.

Die Nachricht in ihrer Zeitung „Volksmudjaheddin bedrohen Nirumand“ hat mich total erstaunt. Ich habe auch am 11.2.89 einen Artikel von Herrn Nirumand in ihrer Zeitung gelesen. In dem Artikel stand, daß es die Schuld der Volksmudjaheddin wäre, wenn ihre Anhänger in Khomeinis Kerkern hingerichtet werden! Denn sie haben mit ihrer militärischen Aktion mit dem Namen „ewiges Licht“ dem Regime im Iran einen Vorwand für das Massaker an den politischen Gefangenen gegeben. Unverschämter geht nicht mehr. Ich möchte Herrn Nirumand fragen, wenn das stimmt, was Sie sagen, dann möchte ich geren wissen, warum Khomeini, noch die Anhänger anderer politischer Gruppierungen, die militärisch gegen Khomeini Schulter an Schulter mit den Volksmudjaheddin gekämpft haben, hinrichten ließ. Es kam mir so lächerlich vor, als ich las, daß die Modjaheddin Nirumand mit dem Tod bedrohten. Und das gerade in einer Zeit, wo vor zwei Monaten über 650 Militär- und Revolutionswächterangehörige, die in früheren Operationen der Volksmudjaheddin gefangengenommen wurden, freigelassen worden sind. Deshalb nehme ich die Bedrohung von Herrn Nirumand seitens der Volksmudjaheddin als einen geschmacklosen Scherz an. Soweit ich die Mudjaheddin kenne, wenn sie für jemanden eine Bedrohung wären, dann nur für das Khomeini-Regime.

M.S.

Der Artikel „Volksmudjaheddin bedrohen Nirumand“ scheint uns ein geeigneter Kandidat für einen neuen journalistischen Rekord zu sein: Es finden sich nur wenige Artikel, in dem auf so kleinem Raum eine solch bemerkenswerte Fülle von Unwahrheiten und Verleumdungen zusammengefaßt ist. Warum? Aus den folgenden Gründen:

1) Im Gegensatz zu dem Bild, das der Autor des Artikels zu vermitteln versucht, wirkt Nirumand keineswegs aktiv am Kampf gegen die Khomeini-Dikatatur mit. Darüberhinaus macht er diejenigen die sich am konsequentesten für Frieden und Freiheit im Iran einsetzten und die größten Opfer unter dieser Diktatur gebracht haben, nämlich die Volksmodjahedin und die Nationale Befreiungsarmee des Iran, ständig zur Zielscheibe seiner Attacken. Die politischen Aktivitäten Nirumands bestehen aus der Verbreitung der These, daß der Widerstand gegen Khomeini sinnlos sei und daß die nachfolgende Regierung im Falle eines Sturzes Khomeinis wieder „mit denselben dikatatorischen Mitteln“ verfahren werde.(...)

2) Angesichts des oben Gesagten ist die Behauptung Nirumands, er habe „schon des öfteren Bedrohungen aus dem Iran erhalten“, äußerst verwunderlich.(...)

3) Aber am lächerlichsten und in der Tat am tragischten ist Nirumands gänzlich erlogene Behauptung, die Volksmodjahedin hätten ihn mit dem Tode bedroht, un er nehme diese Drohung „sehr erns“.(!)

Was die Volksmodjahedin betrifft, so weiß jeder, der den 25jährigen Werdegang dieser Organisation - die gegen die beiden Diktaturen des Schahs und Khomeinis kämpfte und mit 90.000 hingerichteten und 140.000 politischen Gefangenen den Preis für diesen leidvollen Weg bezahlte - auch nur flüchtig kennt, daß diese Behauptung Nirumands, wie seine anderen Behauptungen, erfunden ist.

Die Modjahedin halten sich so fest an das Prinzip, außerhalb des Iran ausschließlich politisch zu arbeiten, daß sie auch gegen offizielle Söldner des Khomeini-Regimes im Ausland die in Nirumands Behauptungen erwähnten Methoden nicht anwenden.(...)

4)Selbstverständlich sind die Modjahedin und die Nationale Befreiungsarmee des Iran stolz auf ihren Kampf gegen die mittelalterliche Khomeini-Diktatur, in diesem Punkt hat der Autor recht. Aber der gerechte iranische Widerstand für Frieden und Freiheit ist noch viel stolzer darauf, daß die iranische Bevölkerung im Laufe dieses langen Kampfes, der nun vor seinem Sieg steht, gut gelernt hat, wer ihre wahren Freunde und wer ihre verschiedenen Feinde sind. Aus diesem Grund sind wir überzeugt davon, daß die iranische Geschichte nach dem Sturz des Khomeini-Diktatur keinen Platz mehr für eine neue Diktatur haben wird. Nirumand & Partner können sich dieser Sache sicher sein. Kamal Rezai, Pressesprecher de

Volksmodjahedin Iran, Köl

In der Tageszeitung vom 7.6.89 erschien eine Meldung, nach der die Einstellung der Fernsehsendungen und Publikationen der Volksmodjahedin auf Anweisung der irakischen Regierung geschehen sein soll.

(...)Nach einem Kommunique der Volksmodjahedinn Iran vom 5. Juni 89 setzt der Hörfunk der Modjahedin seine Programme, die 16 Stunden pro Tag in den ganzen Iran gesendet werden, weiterhin fort. Die Volksmodjahedin haben ihre Fernsehsendungen und das Erscheinen ihrer Publikationen jedoch eingestellt, um sich noch intensiver auf den Sturz der Überreste des Khomeini-Regimes vorzubereiten.

Kamal Rezai

(...)Vor einiger Zeit las ich in der taz eine Meldung über eine Morddrohung der Mudschahidin gegen Bahman Nirumand. Da ich solche Mittel der Auseinandersetzung verabscheue und mir Klarheit verschaffen wollte, wandte ich mich an das Büro der Mudschahidin, wo man diese Meldung dementierte. (...)Ich habe den Eindruck, daß die taz sofort bereit ist, auch Gerüchte zu veröffentlichen, wenn sie sich nur gegen die Mudschahidin richten, während die LeserInnen über die Standpunkte und eigentlichen ziele dieser Bewegung völlig im Unklaren gelassen werden.

Was kann der Grund für diese Haltung sein? Alte Freundschaften zu Bahman Nirumand in allen Ehren, aber der Anspruch einer linken Tageszeitung müßte doch eigentlich über Vetternwirtschaft hinausgehen. Ich glaube, ihr seid euch eurer Verantwortung nicht bewußt. Ihr habt das Vertrauen eines großen Teils der deutschen und ausländischen Linken enttäuscht, die natürlich nicht erwarten, daß die taz tendenziös berichtet.

S. Mödig, Köln