Schildermalerei

■ Restrisiko in Ganzvielschwarz mit Ulrike

Die schönst-und höchstgelegene Galerie Bremens reckt sich hoch übers Findorff, so daß die Fensterausblicke massiv mit den ausgestellten Bildern zu konkurrieren versuchen: der Schlachthof-Turm ist für Überraschendes immer gut, leider aber miserabel besucht. Das liegt sicher nicht allein an den vielen Stufen, eher wohl an der ganz unübersichtlichen Struktur des Komplexes; dem Cafe-Besucher ist keineswegs klar, daß über seinem Kopf eine beachtenswerte Galerie liegt, geschweige denn, wie hineinzukommen ist.

Wer es derzeit dennoch schafft, dem haut Jürgen Hänel(34), gelernter Schildermaler, unter dem Titel „Restrisiko“ seine „Standortbestimmungen“ um die Ohren, daß es knallt. Zwei Meter Schwarzrotgold, blutbespritzt, Foto eines ermordeten Türken: „Denkmal“ zum Rassenwahn. Ulrike Meinhof bei der erkennungsdienstlichen Behandlung: Hände von Untoten zerren an ihr rum. Auf schwarzem Grund Fernseher, die Krieg zei

gen, darüber „Schalt doch mal um auf RTL“. Eine selbstbewußte, vielleicht sogar mutige Mischung aus Agitation, Didaktik und tonnenschwerer Bedeutung, wobei die Lieblingsfarbe Ganzvielschwarz jeden Zweifel überdeckt.

Drei schwarze Bilder nebeneinander: „Requiem (Für Holger M., Erich M., Nicola S., Bartolomeo V., Kemal A., Gunther S., Gudrun E., ........)“ - bei korrekter Bewußtseinslage und Stimmung eine klare Sache, dieses Kult-Triptychon. Ein Bild ist ohne Titel, auf einmal beginnt Eigenproduktivität des Betrachters, bislang von Bedeutungsbrei verklebt. Zwei Figuren im Raum, eine Spannung, ein Film. Und es fällt auf, daß der Hänel besser zeichnet als malt; schon die Skizze auf der Einladung („Ulrike“) trifft genauer als die große Ausführung in Farbe. Mag sein, er ist immer noch ein Stück Schildermaler, zu leicht gerät dem Jürgen Hänel zu viel Signifikanz in die Gemälde.

bus