GLASNOST - die Platte

■ Die Bremer Musikerin Ellen Koopmann und ihre erste Single „Glasnost“

Ach, Gorbi, wenn du wüßtest! Wenn du wüßtest, was für eine Quelle der Inspiration du bist! Da legst du landauf, landab die Raketen flach; da blitzen allüberall auf den deutschen Tannenspitzen deine Hoffnungsfunken; bist kein Gott, aber ein Mister Universum und zusammen mit unser'm Schaumburg -Richie der beliebteste deutsche Politiker. Fast bist du zu schnell, um wahr zu sein. Drum laß uns dich lobpreisen und festhalten - in Reim, Refrain und Gesang. Zum Beispiel so: „Horch, was kommt - Perestroika; ein neuer Wind Perestroika; Eiszeit vorbei - Perestroika; Gedanken sind frei - Glasnost, Glasnost, Glasnost, Glasnost.“ Ja, Gorbi, du machst die Himmel hoch und die Herzen weit, zum Beispiel das von Ellen Koop mann, einer deiner größten Fan Innen. Sicher hat es dir in den Ohren geklingelt, als du am Montag um 11 Uhr 15 das Licht der Bonner Erde erblicktest. Genau zu diesem Zeitpunkt nämlich stellte

die Bremer Musikerin ihre erste Single vor: „Glasnost“ - die Platte. Zum Lied verdichtetes Bekenntnis. Gerade rechtzeitig zu deinem Besuch, Gorbi, ist die kleine Scheibe fertig geworden, aber Bundeskanzleramt und Überseemuseum hatten jeweils keinen Sinn für das Fan-Projekt. Dabei „wär's doch schön gewesen als Geschenk“, bedauert Frau Koopmann, die in ihrem uneigentlichen Leben bei der Gleichstellungsstelle für Kultur zuständig ist.

Zu Weihnachten kam ihr die Idee für einen völkerumspannenden Song; da reimte sich noch „im Osten geht die Sonne auf“ zu „und hier bei uns ist Schlußverkauf“. Das war noch nix. Frau gab ihren Gedanken Freiheit: Es sollte ja etwas „auf den Punkt gebracht werden“, was auch echt „aus dem Innern kommt“ und „alle bewegt“. An einem Sonntagmorgen endlich ging die Idee wie eine Sonne auf und gebar die oben zitierte Strophe. Ellen Koopmann hat

dann Friedrich Hitzer, Autor von „Gorbatschow und die Deutschen“ und Aitmatov-Übersetzer, einfach mal angerufen, ob er nicht in's Russische übertragen wolle. Bei ihm hat sie auch die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Glasnost nachgelesen; und weil es „Stimme erheben“ und „eigene Meinung haben“ heißt, hat sie ihre Stimme miterhoben. Nun hat das Pop-Hymnüschen eine Strophe, aber die gleich viersprachig: russisch, englisch, französisch und deutsch. Und es klingt doch nicht wie Alexandra in der Westentasche, Ellen Koopmann hat eine wunderbare und eigenständige Stimme. PR-mäßig hat frau nicht nur die Sender, sondern auch das Weserstadion im Visier. Glasnost bei Werder Bremen Stuttgart zum Beispiel.

Und weil es bei uns ab morgen gülden glänzen wird, hofft Ellen Koopmann, daß etwas Goldstaub auch auf ihre Platte fällt. Sterntaler wären noch besser.

Claudia Kohlhase