„Wir wollen einen Sozi haben“

■ Am Schulzentrum Alwin-Lonke-Straße wurde der wichtigste Mensch behördlich geraubt

Wenn es bei Behördengängen oder leidigen Anträgen Trouble gab, wenn zwischen Schule und Betrieb mal wieder vermittelt werden mußte und der Stunk mit den Eltern zu schlichten war, dann war Martin das Mädchen für alles. Martin war bis zum 31. Mai als Sozialarbeiter am Schulzentrum an der Alwin -Lonke-Straße in Burg Grambke (Bremen-Nord) beschäftigt, mit einem Betreuungsverhältnis von 1:3200(SchülerInnen). Dem Senator für Bildung immer noch zu viel, denn die Sozialarbeiterstelle, sechs Jahre schon an der Schule, wurde mit dem Ablauf der jetzigen ABM-Stelle nicht mehr verlängert.

200 SchülerInnen und einige wenige LehrerInnen protestierten gestern morgen in der Bremer Innenstadt gegen diese behördliche Kürzung. Mit ohrenbetäubenden Pfeifkonzerten vor Senator Frankes Arbeitsdomizil am Rembertiring, vor der Bürgerschaft und dem Rathaus versuchten sie, die bildungspolitisch Verantwortlichen vor die Tür zu bringen. Doch niemand ließ sich blicken. Dabei ist das Schulzentrum bei gegebenen Anlässen schon mal Vorzeigeobjekt des Senats. Bürgermeister Wedemeier hielt auf eigenen Wunsch am 8. Mai eine Rede in der Schule über den Faschismus und seine neuen Apologeten. Auch Senatskollegen äußern gelegentlich ihren Stolz über diese größte aller Bremer Schulen mit ihrem Gesamtschulcharakter.

Der „Sozi“, wie er von allen genannt wird, war vor allem für diejenigen wichtig, die nicht an der Demonstration teilnahmen - für die BerufsschülerInnen und AbsolventInnen des BGJ, deren Bedürfnisse inmitten der anderen Tausende von FachoberschülerInnen und GymnasiastInnen schnell unterzugehen drohen, deren soziale Einbindung in ein Schulzentrum dieser Dimension nicht so einfach ist. Sie haben den Sozialarbeiter als Ratgeber in fast allen Lebenslagen genutzt, oder wie Imke sagte: „Es ist schön zu wissen, daß in der Schule, da wo ich täglich so viele Stunden bin, immer einer da ist, zu dem ich hingehen kann.“ an