Für Paule L. kein Schmerzensgeld

■ Paule L., dessen Knie während eines Polizeieinsatzes zertrümmert wurde, will Schadensersatz vom Senat

Das grobe graue Jackett wirft Beulen, eingesunken und grau von zahlreichen Krankenhausaufenthalten sitzt Paule L. vor der zuständigen Richterin im Landgericht, vor das er gezogen war, um das Land Berlin auf 17.000 Mark Schmerzensgeld zu verklagen. Eine solche Zahlung wurde von der das Land Berlin vertretenden Anwältin Debis jedoch abgelehnt, auch auf einen Vergleich im Sinne einer einmaligen Zahlung von rund 15.000 Mark wollte sie sich gestern nicht einlassen.

Der Vorfall, auf den sich das Verfahren bezieht, geschah am 8. August 1987, am Rande einer CARP-Demo. Neben einem großen Polizeiaufgebot erschienen auch zahlreiche Gegner der Mun -Sekte, unter ihnen der damals 67jährige Paule, der mit einigen anderen Flugblätter verteilte. Ohne jede Ankündigung - das wurde gestern auch vom Gericht anerkannt - drängte die Polizei an der Urania plötzlich die Gegendemonstranten brutal vom Bürgersteig. Paules einzige Rettung war der Sprung über einen Blumenkasten - doch er blieb an der Kante hängen und stürzte unsanft auf das Pflaster. Sein linkes Knie ist seitdem ein einziger „Trümmerhaufen“, ein gutes dutzendmal wurde er bereits operiert, ein weiterer Krankenhausaufenthalt steht ihm bevor. Neben dem Schmerzensgeld „für all diese Strapazen“ soll ihm das Land Berlin nach seinem Willen außerdem eine regelmäßige Zahlung der Folgekosten wie Telebus und Taxi gewähren. „Das Land ist schön dumm, sich nicht auf einen Vergleich einzulassen“, urteilt sein Verteidiger Christian Ströbele. Sollte Paule nämlich als Gewinner aus diesem Verfahren hervorgehen, wird auch die AOK Ansprüche an das Land stellen, „und die könnten zwischen 50.000 und 100.000 Mark liegen“. Doch für Rechtsanwältin Debis ist die „Beweislage nicht ausreichend“. Das Verfahren wurde vertagt. Über den weiteren Verfahrensverlauf und ob noch Zeugen zu dem Vorfall gehört werden sollen, wird das Gericht in den nächsten Tagen entscheiden.

Martina Habersetzer