EWS-Mitgliedschaft zweiter Klasse

■ Peseta und Escudo sollen in den Währungskorb / Kompromiß um Vollbeitritt Großbritanniens

Brüssel/London (dpa/ap/taz) - Als letzte EG-Währungen werden die spanische Peseta und der portugiesische Escudo in das Europäische Währungssystem (EWS) aufgenommen, aber noch nicht in das Wechselkurssystem eingebunden. Die Mitgliedschaft von Spanien und Portugal im EWS soll Mitte September beginnen. Ein EG-Sprecher gab am Montag bekannt, daß diese Beschlüsse schon am letzten Donnerstag in einer nichtöffentlicher Sitzung von Vertretern der Zentralbanken und den Finanzministern beschlossen worden ist.

Damit setzt sich der Wert der Euro-Korbwährung Ecu künftig aus dem Wert aller zwölf EG-Währungen zusammen. Der jeweilige Beitrag einer nationalen Währung an der Ecu soll mit der wirtschaftlichen Bedeutung des Herkunftslandes übereinstimmen. So steuert die Mark derzeit 35 Prozent zum Wert der Ecu bei; die zweitstärkste Währung, der französische Franc, bringt es auf 19 Prozent. Am kommenden Montag wollen die Finanzminister das Gewicht der beiden Neulinge für den Korb festlegen. Es wird damit gerechnet, daß die Peseta mit rund fünf und der Escudo mit knapp einem Prozent aufgenommen werden.

Um stabile Außenwirtschaftsbeziehungen zu fördern und eine Anti-Inflationspolitik durchzusetzen, hatte der spanische Finanzminister Solchaga bereits in der letzten Woche den Beitritt Spaniens zum EWS als wünschenswert bezeichnet. Jetzt sind es allerdings vier Währungen, die zwar in den Korb einfließen, aber noch nicht am gemeinsamen Wechselkursmechanismus teilnehmen. Der legt fest, daß die Währungen nur in einer Spanne von 2,25 Prozent um den festgelegten Leitkurs schwanken dürfen; Italien hat den doppelten Betrag zugestanden bekommen. Die Volkswirtschaften Griechenlands, Spaniens und Portugals gelten als noch zu wenig stabil, als daß sich Drachme, Peseta und Escudo ohne andauernde Interventionen auch nur in der italienischen Bandbreite halten könnten.

Im scharfen innenpolitischen Streit um die Vollmitgliedschaft des britischen Pfundes verkündete Schatzkanzler Lawson am Montag abend vor dem Unterhaus einen Kompromiß. Danach will die britische Regierung in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres entscheiden, ob sie dem Wechselkursmechanismus des EWS beitritt. Gegen Margaret Thatchers Versuch, auch währungspolitisch von der EG unabhängig zu bleiben, will ihr Hauptkontrahent Lawson mit dem Beitritt und der damit notwendigen Stabilitätspolitik die achtprozentige Inflationsrate und die noch höheren Zinsen senken. Die Londoner Börsianer hatten auf das Hin und Her in der britischen Währungspolitik mit zunehmender Verärgerung reagiert.

diba