Krupp-Betriebsräte sehen Fusion gelassen entgegen

Keine spektakulären Schließungen in Sicht / Cromme: Konkurrenz torpediert Pläne  ■  Aus Düsseldorf Walter Jakobs

Die beabsichtigte Fusion zwischen der Krupp GmbH und der Salzgitter AG dient nach den Worten des Krupp -Vorstandsvorsitzenden Gerhard Cromme dazu, einen konkurrenzfähigen Konzern für den EG-Binnenmarkt zu schaffen. Cromme, nach dem Kampf um Rheinhausen vom Krupp -Stahl-Chef zum Vorstandsvorsitzenden des Gesamtkonzerns aufgestiegen, will den Deal aber nur vollziehen, wenn die Führungsrolle von Krupp in der neuen Gesellschaft sichergestellt und er selbst zum obersten Boss gekürt wird. Krupp würde in den neuen Mammutkonzern 15 Mrd. DM Umsatz und 63.000 Beschäftigte einbringen, Salzgitter 9,5 Mrd. DM Umsatz und 38.000 Leute. Bei einer Information für die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat sagte Cromme am Dienstag, daß die Verhandlungen über die Stahlseite weitestgehend abgeschlossen seien. In Bochum soll für 300 Mio. DM eine neue Verzinkungsanlage gebaut werden, auf die beide Unternehmen dringend angewiesen sind. Mit zwei Warmbreitbandstraßen, dem eigentlichen Herzstück jedes Stahlkonzerns, zöge der neue Konzern mit dem Branchenriesen Thyssen gleich, der ebenfalls über 2 „Straßen“ verfügt. Hoesch und Klöckner mit jeweils einer Warmbreitbandstraße gerieten, was die Programm- und Produktoptimierung betrifft, bei einer Fusion ins Hintertreffen. Kein Wunder, daß die Krupp-Arbeitnehmer dieser Fusion - nach pflichtgemäßem Protest wegen unzureichender Information des Aufsichtsrats „relativ gelassen“ entgegen sehen. Größere Stillegungsvorhaben befürchtet man nicht.

Die Schließung von Rheinhausen und die damit einhergehende Kooperation mit Mannesmann wird von den Fusionsplänen nicht tangiert. Einschneidene Veränderungen würden sich auf der Krupp-Seite für den Anlagenbau und den Elektronikbereich ergeben. Vor allem die in Bremen angesiedelte Elektronik -Tochter Krupp-Atlas gilt unternehmensintern für den europäischen Markt „als viel zu klein“. Verhandlungen mit Siemens beunruhigen die Bremer Beschäftigten schon seit längerem. Im Verbund mit dem leistungsfähigen Elektronikbereich von Salzgitter könnte ein längerfristiges Überleben möglich sein. Dagegen drohen Krupp-Anlagenbau, derzeit marodester Unternehmensteil, größere Einschnitte.

Nach den Worten von Cromme wird die beabsichtigte Fusion von den Konkurrenten Thyssen und Hoesch heftig hintertrieben. Im Scheitern von Fusionen hat Krupp einige Erfahrungen. Eine kurz vor dem Abschluß stehende Verbindung mit Hoesch scheiterte vor Jahren, weil Thyssen mit einem Kooperationsangebot im Edelstahlbereich dazwischenfunkte. Die Thyssen-Offerte diente Insidern zufolge schon damals lediglich dazu, die zur Hochzeit entschlossenen auseinanderzutreiben. Die Kooperation mit dem Branchenführer kam nie zustande. Ebenso erfolglos bleiben 1983 die Stahlmoderatoren, die, unter Vorsitz von Alfred Herrhausen, ein Zusammengehen von Thyssen und Krupp sowie von Salzgitter, Hoesch und Klöckner vorschlugen.

Zur Zeit scheint Krupp für eine eigene Lösung ganz gute Karten zu haben. Nach Informationen aus dem Konzern erwirtschaftete der Stahlbereich letztes Jahr ein Plus von 400 Mio. DM. In diesem werden sogar 100 Mio. mehr erwartet.