Ökologische Akademie Hosüne lehrt und kämpft

■ Trotz des Nutzungsverbotes des Kreises ist die erste Umschulung für „Einzelhändler/in Naturkost“ angelaufen

Hosüne - das war früher nur ein Ortsteil von Huntlosen. Inzwischen steht „Hosüne“ für vieles: für ein Alternativ -Projekt, für ein ökologisches Zentrum, für Workshops, Kinderhaus, Akademie, Planungsbüro, Korn-Großhandel; aber auch: Für ein schwelendes Problem in der Gemeinde.

Zentrum und Prunkstück des Projektes „Ökologische Akademie Hosüne“ ist der Hörsaal in einem der wenigen Steinhäuser auf dem 10 Hektar großen Gelände im Wald „Am Forst.“ Biologisch hat der Träger-„Verein für Ökologisches Leben“ den Raum umgestaltet, auch um zu demonstrieren, was in der Akademie zu lernen ist: Unter teilverglaster lichtdurchfluteter Decke, zwischen ziegelrotem Steinfußboden, imposantem Lehm -Holz-Ofen mit ummauerter Sitzbank und erdfarben-warmem Lehmputz an der Wand sitzen zur Zeit die 28 Teilnehmer des ersten langfristigen Ausbildungs- und Umschulungsprojektes der Akademie Hosüne.

Sie lernen „Einzelhandelskauffrau bzw. - mann mit Schwerpunkt Naturkost.“ Unterstützt wird das Projekt vom Arbeitsamt. Die Industrie- und Handelskammer hat den Ausbildungsgang anerkannt. Sechs Besitzer von Naturkostläden nehmen auf eigene Kosten an der Ausbildung in Hosüne teil. Die übrigen 22 „Naturkost-Seminaristen“ sind zumeist Lehrer und Akademiker, die in Naturkostläden arbeiten und diese qualifizierende Ausbildung per Umschulungsmaßnahme übers Arbeitsamt finanziert bekommen. Seit Ende Januar läuft dieses Projekt.

Schon jetzt hat das Arbeitsamt Folgekurse nachgefragt.

Alle zwei Wochen kommen die Kursteilnehmer zum jeweils dreitägigen Unterrichtsblock nach Hosüne. Neben dem üblichen Lehrstoff für Kaufleute wie Ökonomie, Buchführung, Betriebswirtschaft, bieten die Berufsschullehrer in Hosüne im Bereich Warenkunde einzelne Produktions- und Anbaumethoden an, in Ernährungslehre führen sie theoretisch in Vollwertkost und Ernährungsberatung ein: Die Absolventen des Kurses sollen die Kunden in Naturkostläden fundiert beraten können.

Während der baubiologisch sehenswerte Hörsaal so gut wie fertiggestellt ist, sind die übrigen Gebäude in Hosüne noch in Arbeit: Weitere Seminarräume, Unterkünfte für die Seminarteilnehmer, Bäder sollen aus dem ehemaligen Lazarett für die Akademie hergerichtet werden. 300.000 Mark hat der Verein dafür vorgesehen.

Doch noch haben Kreis und Gericht über ein vorläufiges Nutzungsverbot nicht entschieden: Nach Auffassung der Gemeinde Huntlosen entspricht das Projekt des Vereins Hosüne nicht dem bestehenden Flächennutzungsplan.

Bis der Verein Hosüne vor drei Jahren das Gelände übernahm, waren dessen Holz- und Steinhäuser bis 1984 zunächst Bundeswehrverwaltungs-, dann Polizeischule des Landes Niedersachsen. Der Flächennutzungsplan schreibt entsprechend eine Nutzung als Schule weiter fest.

Besonders seitdem die ersten Schüler in der Akademie Hosüne

Einzug hielten, grundsätzlich jedoch auch aufgrund der Konzeption ist für die Initiatoren diese Anforderung längst erfüllt. Während die Gemeinde sich daran festbeißt, daß auf dem Gelände gewerbetreibende Betriebe angesiedelt sind (u.a. ein Biogroßhan

del, ein baubiologisches Architekturbüro, ein Büro für Energieberatung und alternative Technologien) und mittlerweile 28 Erwachsene mit 20 Kindern leben, erklärt der Verein: Die Mitglieder sind durch Verträge an bestimmte (ökologische) Aufgaben

stellungen mit Bezug zur Akademie gebunden. Zieht sich eine Gruppe aus ihrer Aufgabenstellung zurück, führt dies zur Kündigung des Vertrages. Damit wird verhindert, daß sich einzelne Personen ohne Einbindung in den Akademiebetrieb auf dem Ge

lände aufhalten. Daß die Gemeinde sich nicht entschließen kann, das Akademie-Konzept als der Nutzungsbestimmung entsprechend zu akzeptieren, hält das Projekt in einem rechtlichen Schwebezustand.

Erstmals zeigten sich vor wenigen Tagen Bürgermeister und Gemeindedirektor gesprächsbereit und besichtigten das Gelände Hosüne. Jetzt hoffen die Vereinsmitglieder auf Bewegung in der verfahrenen Situation und darauf, daß die Gemeinde eigene Pläne für das Gelände (Asylantenlager, Freizeitzentrum u.ä.) aufgegeben hat. unterstützung erfahren die Hosüner durch die Politiker auf Kreisebene, durch Arbeitsamt und IHK. Auf Erbpachtbasis hat der Verein das Gelände auf 50 Jahre gepachtet.

Seit die Vereinsmitglieder vor rund zweieinhalb Jahren nach Hosüne kamen, hat sich auch die Einstellung der Dorfbewohner zu den ökologisch-alternativen Neulingen positiv gewandelt. „Außerdem sind wir für den Ort ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: allein die Tankstelle wird an den Biogroßhandel 120.000 Liter Diesel pro Jahr los,“ betont Jochen Schritt aus dem Vereinsvorstand.

Birgitt Rambalski