Keine Pillenpause

■ Pharmakonzern Schering: Steigende Umsatzzahlen / Kritische Aktionäre: Vorwurf gegen „Femovan“

Alle fürchten den Pillenknick, bloß die Schering AG nicht. Im Gegenteil, unter anderem dank entsprechender Hormonpräparate konnte der Pharma- und Chemiekonzern im letzten Geschäftsjahr wieder deutliche Umsatzsteigerungen verbuchen.

Wie auf der gestrigen Hauptversammlung bekanntgegeben wurde, konnte der Konzern in den ersten fünf Monaten des Geschäftsjahres 1989 seinen Umsatz um 16 Prozent steigern. Im Geschäftsjahr 1988 kletterten die Erlöse insgesamt um rund zwölf Prozent. Auch für 1989 rechnet Schering wieder mit einer zweistelligen Wachstumsrate. „Das Jahr 1989 verspricht ein gutes Jahr zu werden“, sagte der scheidende Vorstandsvorsitzende Horst Witzel. Dafür ist nicht zuletzt „Femovan“, die durch negative Schlagzeilen berühmt gewordene, vom Schering-Konzern produzierte Minipille, verantwortlich. Der neue Schering-Vorstand, Guiseppe Vita, wies alle Vorwürfe der unter dem Namen „Schering Aktions -Netzwerk“ organisierten kritischen Aktionäre zurück. Durch „Femovan“ werde die Gesundheit der Anwenderinnen nicht gefährdet. Es gäbe, so Vita, keine wirksamen Arzneimittel, die nicht im Einzelfall zu unerwünschten Nebenwirkungen führten. Die Behauptung, „Femovan“ sei gefährlicher als andere, führte der Konzernchef aus, sei irreführend. Unzufrieden zeigten sich auch andere Aktionärsgruppen.

Die seit 1984 unveränderte Dividendenhöhe von zwölf Mark je 50-DM-Aktie ist ihnen nicht mehr genug. „Die herrvorragende Gewinnentwicklung gehört auch in die Taschen der Aktionäre“, sagte der Sprecher der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Gerüchte, daß der amerikanische Pharmakonzern ICN die Schering AG aufkaufen wolle, wies Ex -Vorstand Witzel als unbegründet zurück.

-guth