Kieler Woche mit US-Schlachtschiff

■ Zum „Fest der Völkerverständigung“ auf der Kieler Förde läuft der Kreuzer „Iowa“ mit vermutlich 32 Atomsprengköpfen an Bord ein / „Unglückliche“ SPD lehnte Antrag auf Ausladung ab

Berlin (taz) - Zum diesjährigen „Fest des Friedens und der Völkerverständigung“ auf der Kieler Förde, das morgen beginnt, begrüßen die Organisatoren der traditionellen „Kieler Woche“ einen besonderen Friedensboten: Vermutlich am Sonntag morgen wird das US-Schlachtschiff „Iowa“ mit maximal 32 Atomsprengköpfen vom Typ Tomahawk (Cruise Missiles) an Bord in den Hafen einlaufen. Versuche der Grünen, das modernisierte Navy-Fossil nicht zu versenken, aber doch auszuladen, bügelte die SPD ab. Statt dessen wollte Kiels Oberbürgermeister Karl-Heinz Luckardt (SPD) gestern einen Brief an Genscher schicken. Darin bittet Luckardt den Außenminister, darauf hinzuwirken, daß die Amis künftig ihre Nuklearwaffen zu Hause lassen.

Von der maritimen Kampfeinheit der „Iowa„-Klasse aus dem zweiten Weltkrieg setzten die USA jahrelang nur die „New Jersey“ ein. Zuletzt bombardierte dieses Schiff mit 1.500 Mann Besatzung und 60.000 Tonnen Gewicht 1983 libanesische Städte östlich von Beirut. Das Schwesterschiff, die „Iowa“, ließ Reagan 1984 entmotten und modernisieren. Nach zuverlässigen Angaben des „Institute for Policy Studies“ in Washington installierte die Navy acht Trägersysteme mit jeweils vier Kammern für die Atomsprengköpfe.

Diese von Greenpeace veröffentlichten Informationen beunruhigte in Kiel nur die Grünen. Auch unter dem Eindruck einer Pulverexplosion auf der „Iowa“ Mitte April, bei der 47 Menschen ums Leben kamen, beantragte die Öko-Partei in der Ratsversammlung, den Navy-Veteran auszuladen. Die SPD sprach vom „üblichen Theater der Grünen“, so ein Ratsmitglied, die „Iowa“ werde „wegen des Unfalls ohnehin nicht kommen“. Während die Kieler SPD-Fraktion dazu schwieg, rang sich vor zwei Wochen der lokale Parteivorstand zu der Erklärung durch, Kriegsschiffe mit Nuklearwaffen an Bord seien nicht erwünscht. Ansonsten hält die SPD-Fraktion es nach Ansicht ihres Geschäftsführers für ein „deutliches Zeichen der Entspannung und Völkerverständigung, wenn vielleicht schon nächstes Jahr ein sowjetisches und ein amerikanisches Kriegsschiff im Hafen liegen“.

Zu dem Navy-Verband, der jetzt in Richtung Schleswig -Holstein unterwegs ist, gehört der in Kiel nicht angekündigte, von zwei Atomreaktoren angetriebene Lenkwaffenzerstörer „Bainbridge“. Grüne und Greenpeace befürchten, daß dieser Pott in den nächsten Tagen irgendwo zwischen der Flensburger Förde und der Lübecker Bucht auftaucht. Ein etwas stürmischer Auftakt der Kieler Woche ist nicht auszuschließen.

Petra Bornhöft