Rassismus via Antenne

■ FAP, DVU und REPs im Wahlkampf / Ausländerfeindliche Parolen kostenlos bei ARD und ZDF

Arabische Musik erklingt, Flohmarkt-Atmosphäre. Ausländer schlendern durchs Bild. Schnitt. Bedrohliches Violinenvibrato. Ein leerstehendes Fabrikgebäude rückt ins Bild, danach ein verlassener Bauernhof. „Dieses Europa“ will die rechtsradikale „Freiheitlich Deutsche Arbeiterpartei“ (FAP) nicht - so die Einblendung. Strammstehend verkündet der FAP-Vertreter den Fernsehzuschauern das Parteiprogramm. Unsicher blickt er nach links und rechts. Er scheint sich nicht ganz wohl zu fühlen in seinem schwarzen Anzug und weißem Hemd. Der Halt von Springerstiefeln und Schwarzhemd fehlen ihm anscheinend. „Wir befürchten eine Überfremdung unseres Volkes mit Fremdrassen, die aus einem uns fremdem Kulturkreis kommen.“ Genauso wie alle anderen Parteien kann die FAP ihre Ideologie, Rassismus in Reinkultur, vor der Europawahl zweimal pro Sendeanstalt in die bundesdeutschen Wohnzimmer transportieren. Kostenlos bei ARD und ZDF, „nicht ganz gratis“ bei SAT 1 und für 850 DM pro angefangene Minute bei RTL-plus.

Ob FAP, Republikaner (REPs) oder „Deutsche Volksunion Liste D“ (DVU), Themen und Terminologien der Spots unterscheiden sich nur in Nuancen. Die FAP fordert „konsequente Gesetze gegen Scheinasylanten“, der DVU-Yuppie, der mit seinem Mittelklassewagen ins Bild fährt, will, daß „Scheinasylanten endlich verschwinden“, und für REP-Chef Schönhuber kann „das Problem mit Gastarbeitern und Asylanten nicht gesundgebetet werden“. Schönhuber, ganz Staatsmann, beginnt zu philosophieren. „Was ist Lüge, was ist Wahrheit.“ Er ist sich mit der FAP einig, daß Deutschland in Gefahr ist, „von Drogen und Kriminalität überschwemmt“ zu werden. Damit dies nicht passiert und „Deutschland nicht zu Tode liberalisiert“ wird, brauche das Land die Republikaner. Fast flehentlich endet Schönhuber: „Geben Sie uns - bitte - Ihre Stimme“. Haben bei den Wahlen in Berlin die REP-Spots noch Bilder von spielenden türkischen Kindern mit der Melodie „Spiel mir das Lied vom Tod“ unterlegt, begnügt sich die Partei heute mit einem Schwenk über ein volles Bierzelt und beschränkt sich auf ihren schwadronierenden Vorsitzenden.

Auch die DVU verzichtet auf längere Spielszenen. „Deutschland soll deutsch bleiben“ verkündet eine gepreßte Stimme aus dem Off. Im Bild das Parteikürzel, unterlegt mit schwarz-rot-gold. Danach darf Ulrich Harder von der „Hamburger Liste für Ausländerbegrenzung“, Peter Markert von der „BI Ausländerstopp“ und NPD-Chef Mußgnug zur Wahl der DVU aufrufen. Erst dann erscheint DVU-Chef Frey in der Pose des Triumphators bildschirmfüllend, angekündigt als „der Mann, der deutsche Interessen durchsetzt“. „Deutschland, Deutschland über alles“ endet der Spot, dem SAT 1 zunächst die Ausstrahlung verweigert hatte, dann aber gerichtlich dazu gezwungen worden war. Kein anderer Sender hat bisher gegen einen der rechtsradikalen Spots Widerspruch erhoben.

Mit einschlägigem Vokabular versuchen die „Patrioten“ auf Stimmenfang zu gehen. Die Partei, die früher als „Europäische Arbeiterpartei“ die Tätowierung Aidskranker gefordert hatte, unterstützt jetzt den „Kampf des chinesischen Volkes“ und wendet sich gegen „den Ausverkauf Deutschlands über unsere Köpfe hinweg“ und plädiert für „eine Renaissance der humanistischen, deutschen Kultur“. Ganz andere Sorgen quälen einen Dr.Dr.Horst Göttig, Vorsitzender der „Deutschen Solidarität - Union für Umwelt und Lebensschutz - ÖkoUnion“. Noch fest auf bundesdeutschem Boden stehend, jedoch die DDR-Fahne an der deutsch-deutschen Grenze bereits im Rücken, befürchtet er, daß „bei der Schaffung eines westeuropäischen Bundesstaates die Chance der Wiedervereinigung gleich null“ sei. Sein Blick geht nach Osten.

Bernd Siegler