„Auf dem Lande finden 'Republikaner‘ weniger Zuspruch“

Arno Klönne, Soziologieprofessor in Paderborn, zu den Wahlergebnissen der „Republikaner“ in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu denen in Bayern  ■ I N T E R V I E W

taz: Weshalb waren die REPs in Bayern weitaus erfolgreicher als in Nordrhein-Westfalen?

Arno Klönne: Zu einem erheblichen Teil ist die CSU selbst dafür verantwortlich, denn das Feld, von dem die „Republikaner“ ernten konnten, ist in Bayern ideologisch zunächst einmal von der CSU selbst bestellt worden. Die „Republikaner“ konnten an das anknüpfen, was die CSU schon unter die Leute gebracht hatte. Eine vergleichbare Situation existiert wegen der SPD-Dominanz in Nordrhein-Westfalen nicht. Zudem ist die nordrhein-westfälische CDU ideologisch betrachtet - deutlich anders akzentuiert als die CSU in Bayern. Historisch gesehen war Bayern zum Beispiel zur Zeit der Weimarer Republik immer schon ein Tummelplatz des rechtsextremen Konservatismus.

In Nordrhein-Westfalen haben die REPs auf dem Lande, also in den CDU-Hochburgen, deutlich weniger Stimmen erhalten als in den Städten.

So ganz einheitlich ist dieser Trend nicht. Im Paderborner Bereich liegen die „Republikaner“ bei etwa vier Prozent. Hier hat die CDU nach beiden Seiten hin verloren. Eine erhebliche Rolle spielt dabei das Nachlassen der Bindungskraft der Katholischen Kirche. Der Katholizismus hat in der Vergangenheit wesentlich dazu beigetragen, daß die CDU über soziale Interessengegensätze hinweg eine große Klientel parteipolitisch bündeln konnte. Dort, wo sich die Kirche noch über kirchliche Vereine strukturiert, existiert eine stärkere Abwehrhaltung gegenüber rechtsextremen Auffassungen.

In der Stadt findet sich eher ein ideologisch geprägter, sich in nationalistischen Traditionen bewegender Wählertypus. Auf dem Lande verhält man sich realistischer. Eine Partei, die als extremistisch gilt, findet im ländlichen Bereich auch deshalb weniger Zuspruch, weil sie als zu außenseiterisch Hemmschwellen erzeugt, die für entsprechende Minderheiten in Städten nicht so bedeutsam sind.

Ein weiterer wesentlicher Grund für das Stadt-Land-Gefälle bei der Zustimmung für die „Republikaner“ sind die Spannungen in den sozialen Brennpunkten, die so auf dem Lande nicht existieren. Dabei stoßen die „Republikaner“ auch bei konservativ autoritär geprägten SPD-Anhängern auf Zuspruch, wenn zur ideologischen Verunsicherung soziale Unsicherheit hinzukommt.

Interview: Jacob Sonnenschein