Traumschiff rammt Eisberg

■ 950 Menschen von sinkendem Luxusliner „Maxim Gorki“ gerettet / Passagiere mußten auf Eisscholle Zuflucht suchen / Keine Verletzten unter den Schiffbrüchigen

Berlin (taz) -Die schönsten Traumschiff-Episoden schreibt wieder mal das Leben selbst: 577 fast auschließlich bundesdeutsche Passagiere und 378 sowjetische Besatzungsmitglieder wurden von dem Kreuzfahrtschiff „Maxim Gorki“ gerettet, das in der Nacht zum Dienstag auf dem Weg zum Nordkap einen Eisberg gerammt hatte. Das norwegische Küstenwachschiff „Senja“ war nur drei Stunden nach dem Notruf des Luxusliners vor Ort und nahm die ersten Schiffbrüchigen auf. Kurze Zeit später waren auch sechs Hubschrauber in vollem Einsatz. Nach Angaben norwegischer Stellen gab es keine Verletzten unter den Schiffbrüchigen. Auch zu den anfangs befürchteten Unterkühlungen und Erfrierungen sei es nicht gekommen, obwohl etwa 350 der Passagiere die stürmische Nacht auf Rettungsbooten und offenbar auch auf Eisschollen zubringen mußten.

Dem hat der Veranstalter der Kreuzfahrt, die Bonner „Phoenix-Reisen GmbH, widersprochen: alle Betroffenen seien bei „spiegelglatter See“ in den Rettungsbooten und nie auf Eisschollen gewesen - ein Streit, der erst anhand der sicherlich reichlichen Foto-Andenken der Nordkap-Ausflügler zu entscheiden sein wird. Aber selbst, wenn sich die Eisschollen bewahrheiten sollten, muß das für den Veranstalter keinen Imageverlust bedeuten: nur wenige herz und zuckerkranke Passagiere wurden zur Sicherheit per Hubschrauber nach Spitzbergen gebracht, alle anderen haben die Expedition in bester Verfassung überstanden - ein gelungener, höchst authentischer Survivalurlaub, gegen die jede noch so harte „Camel-Trophy“ läppisch wirkt.

Viele politische Beobachter prophezeien, daß der UdSSR unter Gorbatschow ihr „68“ noch bevorstünde - ihr „Titanic“ hat sie mit der Havarie der „Maxim Gorki“ glänzend bestanden. Ohne Verletzte oder gar Tote und ohne den Totaluntergang des Schiffs, das jetzt in die Lloyd-Werft nach Bremerhaven geschleppt werden soll, wo es erst letztes Jahr für 15 Millionen Mark modernisiert worden war.

mbr