: "Bertrand Tavernier: La Passion Beatrice
Nun auch Tavernier. Von Godard mit Myriam Roussel als Jungfrau Maria bis zu Carlos Saura mit Julie Delpy als Ana de Jesus in „La Noche Oscura“ - die Altmeister der Regie haben die Unschuld entdeckt. Auch bei Tavernier ist es die schöne, blasse, ungeschminkte Julie Delpy, sie spielt eine 17jährige im 14. Jahrhundert, Beatrice mit Madonnengesicht, Herrin über eine mittelalterliche Burg. „La Passion Beatrice“ - finster und karg ist das Gemäuer, die Krüge sind irden und die Kleider grob, die Fingernägel immer schmutzig, die Dörfer starren vor Dreck. Die Klausnerin wird verbrannt, zwei flüchtende Jungs werden gehängt, die Dörfer gebrandschatzt, und Schnee bedeckt die archaische Landschaft. Der einzige Lichtblick: nach sieben Monden sollen Vater und Bruder aus englische Kriegsgefangenschaft zurückkehren. Aber mit der Heimkehr der Männer wird es noch schlimmer. Der Vater ist ein Barbar, der sämtliche Dienstleute und Familienmitglieder tyrannisiert, mit einer Horde Männer die Gegend unsicher macht und - natürlich - die Tochter vergewaltigt. Danach rennt sie durchs Zimmer, nackt und verstört, die Kamera unruhig um sie herum, ein Bild, so verkrampft und prätentiös wie fast jede Einstellung des Films. Tavernier will bedrückend und düster sein mit seinem Mittelaltermelodram, was die Bilder jedoch belastet, ist vor allem ihre Bedeutungsschwere. Dennoch erfahren wir in keiner Sekunde, warum der Vater so grausam und Beatrice aller Unbill zum Trotz so sanft geblieben ist. Keine Ahnung, wer da die Geschicke lenkt. Bei „Ronja Räubertochter“ gab es wenigstens die Gnome und Monster.chp
Bertrand Tavernier: La Passion Beatrice, Kamera: Bruno de Keyzer, mit Julie Delpy, Bernard Pierre Donnadieu, Nils Tavernier, Frankreich 1987/88
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen