: Teheran und Moskau planen Kooperation
Der iranische Parlamentspräsident und Präsidentschaftskandidat Rafsandschani traf in Moskau mit Gorbatschow zusammen / Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit geplant ■ Von Robert Sylvester
Berlin (taz) - Im Iran hat jetzt die vielversprechende Endlosserie mit dem Titel „Chomeinis letzte Worte“ angefangen. Pünktlich zur Abreise von Parlamentspräsident Rafsandschani nach Moskau hieß es in Teheraner Medien, Chomeini habe auf seinem Totenbett Rafsandschani gebeten, gute Beziehungen zum nördlichen Nachbarn zu pflegen. Mit solchen Weihen versehen, konnte der ehrgeizige Politiker und Präsidentschaftskandidat noch während der 40tägigen Trauerzeit und mitten in der Wahlkampagne in die Sowjetunion reisen.
Politisch kann Rafsandschani das nur nützen. Mit dem Moskau -Trip kann er trefflich unter Beweis stellen, daß er nicht der prowestliche Politiker ist, für den die Hardliner in Teheran ihn wegen seiner führenden Rolle im Irangate-Skandal halten. Die Begegnung mit Michail Gorbatschow am Mittwoch erhöht auch sein Prestige in einer Zeit, wo in der iranischen Hauptstadt über einen möglichen Gegenkandidaten für die Präsidentschaftswahl spekuliert wird. Außenpolitisch fällt die Vertiefung der iranisch-sowjetischen Beziehungen in eine Phase, in der die Hoffnungen auf eine engere Zusammenarbeit mit dem Westen in Folge der Rushdie-Affäre einen Rückschlag erlitten haben. Die fundamentalistische Propagandamaschinerie in Teheran hat auch wichtige Handelspartner wie die Türkei verprellt und belastet nach wie vor das Verhältnis zu Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten.
Gorbatschow sprach denn auch nach seiner Begegnung mit Rafsandschani von einer Wendemarke im Verhältnis zwischen beiden Ländern. Im Mittelpunkt der Gespräche Rafsandschanis standen wirtschaftliche Fragen. Geplant ist die Lieferung von iranischem Erdgas an die UdSSR. Die Sowjetunion will Iran bei der Suche nach Erdöllagerstätten im Kaspischen Meer helfen und zwei Staudämme sowie Wasserkraftwerke errichten. Sowjetische Firmen sollen das riesige Stahlwerk in Isfahan modernisieren. Vermutlich geht es bei den Gesprächen Rafsandschanis in Moskau und bei den weiteren Etappen seiner Reise in Ungarn und Bulgarien auch um Waffenlieferungen. In Moskau sollten eine Reihe von Dokumenten über die „Prinzipien der Beziehungen und der Zusammenarbeit bis zum Jahre 2000“ unterzeichnet werden.
Selbst wenn die Fahrt des ehrgeizigen Mullahs von Erfolg gekrönt wird, kann die iranische Führung kein enges Bündnis mit der Sowjetunion schließen, ohne die Unterstützung der starken Gruppe von Konservativen zu verlieren, die von dem Chomeini-Nachfolger Chamenei angeführt werden. Die östliche Karte auszuspielen, kann jedoch ein guter Start für eine spätere Intensivierung der Beziehungen zum Westen sein.
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