US-Gesandter im Mudschaheddin-Exil

■ USA akkreditieren Diplomaten bei Übergangsregierung der afghanischen Mudschaheddin / Weitere US-Unterstützung zugesagt

Washington/Berlin (ap/dpa/taz) - Selbst Peter Thomsen, seit Dienstag US-Gesandter bei der von den Mudschaheddin gebildeten afghanischen Übergangsregierung im Exil, räumte ein, es sei „ungewöhnlich“, daß ein US-Diplomat bei einer Rebellenorganisation akkreditiert werde. Er werde in Kürze nach Pakistan reisen, um den muslemischen Rebellenführern zu versichern, daß sie von den USA beim - erfolgreichen Abschluß der Endphase ihres Kampfes weiterhin unterstüzt würden.

Nachdem sich die Entscheidungsschlacht um die Garnisonsstadt Dschalalabad für die Mudschaheddin als außerordentlich verlustreiche militärische Schlappe erwiesen hat, setzen die USA und Pakistan mit einem neuen Mann an der Spitze des Militärgeheimdienstes ISI wieder auf eine politische Lösung. Letzte Woche hatte ein Sprecher des pakistanischen Außenministeriums in Islamabad vorgeschlagen, das prosowjetische Regime von Präsident Nadschibullah durch eine Übergangsregierung aus Technokraten zu ersetzen, wenn Kabul nicht gewillt sei, die Macht an den moslemischen Widerstand abzugeben. Über Technokraten mit „muslimischem Hintergrund“ will der Ministerpräsident der Mudschaheddin -Regierung, Rasul Saijaf, mit sich reden lassen. Ins Kreuzfeuer der Kritik geriet Radikalfundamentalist und Gotteskrieger Hekmatyar. Bei einem Besuch in eher royalistisch orientierten Flüchtlingslagern im pakistanischen Belutschistan sei er vor einigen Tagen sogar beschossen worden.

Am Sonntag ist eine Delegation von Müttern der 313 sowjetischen Kriegsgefangenen mit dem Präsidenten der afghanischen Gegenregierung, Sibghatullah Modschadeddi, in Peschawar zusammengetroffen. Die Mudschaheddin sind nur zum Austausch gegen rund 40.000 vermißte Kämpfer bereit, die nach ihrer Meinung von der Sowjetunion gefangengenommen wurden. „Alleine in meiner Familie werden 109 Menschen vermißt“, sagte Modschadeddi.

sl Siehe Kommentar auf Seite 8