Besetzte Fabrik in Wuppertal geräumt

Polizei und SEK stürmten „in brutalem Einsatz“ die „Muno„-Fabrik  ■  Von Bettina Markmeyer

Wuppertal (taz) - Polizei und Sondereinsatzkommandos (SEKs) haben am Mittwoch morgen um 4 Uhr 30 mit mehreren hundert Beamten die seit dem vergangenen Freitag in der Wuppertaler Nordstadt (Elberfeld) besetzte ehemalige Bürsten- und Pinselfabrik „Muno“ geräumt. Nach Angaben der Polizei wurden sechs Leute in der Fabrik, in der ein autonomes Zentrum entstehen sollte, und fünf weitere von der Straße weg „wegen Behinderung“ verhaftet und erkennungsdienstlich behandelt. Noch am Mittag befanden sie sich auf der Polizeiwache.

AnwohnerInnen erwachten von lautem Knallen und sahen eine Rauchwolke über der Fabrik aufsteigen. Nachdem SEKs und Polizei Blendgranaten „zur Irritation“, wie Polizeisprecher Heier bestätigte, gezündet hatten, stürmten sie das Gebäude. Sie zerschlugen Glasbausteinfenster, rissen Vergitterungen heraus und rammten die Stahltür ein. Mehrere AugenzeugInnen berichteten, daß Polizisten und zum Teil vermummte SEK -Beamte die Scheiben von parkenden Autos vor der Fabrik zerschlugen, Reifen zerstachen, die Tanks aufbrachen und Erde hineinschmissen. Das Wuppertaler SEK war durch Kommandos aus Köln und Dortmund verstärkt worden. Das gesamte Gebiet um die Hochstraße, wo die „Muno„-Fabrik liegt, wurde abgesperrt.

Noch Stunden nach dem „äußerst brutalen Einsatz“ herrschte in der Nordstadt der „Ausnahmezustand“, so Thomas Lenz von der grünen Ratsfraktion. Polizisten patrouillierten an jeder Ecke. Noch am Montag hatten die Grünen im Rat erfolglos Verhandlungen gefordert. Die BesetzerInnen und der Verein „Das Haus“ verlangen von der Stadt Räume für ein autonomes Zentrum. Oberbürgermeisterin Ursula Kraus (SPD) lehnte Verhandlungen am Montag jedoch ab und übergab das Problem an die Polizei.

Strafantrag gestellt hatte inzwischen der Prozeßbevollmächtigte der in Konkurs gegangenen Firma Muno, die noch immer Eigentümerin des Gebäudes ist. Da sich die drei GläubigerInnen, unter ihnen die Wuppertaler Stadtsparkasse, aufgrund einer komplizierten Rechtslage nicht darüber einig werden, was mit der ehemaligen Fabrik passieren soll, wird sie auch weiter leerstehen.

Seit Jahren versucht der Verein „Das Haus“, feste Räume zu finden. Private Vermieter haben immer wieder gekündigt, zuletzt zum 1.Juni in einem Gebäude an der Oellendahler Straße, das daraufhin besetzt und am 7. geräumt worden war.

Die Stimmung in Wuppertal ist gereizt. Selbst Polizeipräsident Köhler forderte die Stadt, in der Grüne und SPD eine rechnerische Mehrheit haben, noch am Tag der Räumung dringend auf, nach politischen Lösungen zu suchen.