Open-Air- &Draußen- Festivalitis

■ Für ganz Harte: geballtes Musikwochenende - Wehrschloß, Lagerhaus, Stadionbad

SommerzeitFestivalzeit. Diese Gleichung stimmt eigentlich immer, und sobald sich die wärmeren Tage ankündigen, geht's auch schon los: Open-Air, Umsonst & Draußen oder sonstwie. Die großen Veranstalter haben's raus, sich ihre Termine ohne gleichzeitig ablaufende Konkurenz zu sichern - bei den kleinen ist so etwas oft ein Verbanquespiel. So kommts, daß an diesem Wochenende auf Bremens „music lovers“ ein gnadenlos geballtes Programm losgelassen wird, das zwar durchaus auf verschiedene Szenen zielt, aber nur robustesten Naturen unter den Neugierigen auch die Chance läßt, sich vielleicht mal etwas Neues, Unbekanntes reinzutun. Los geht's nämlich mit zwei zur gleichen Zeit ablaufenden Veranstaltungen am Samstagabend: dem Punk-Festival im JFH Wehrschloß und der Strange Ways Party im Lagerhaus Schildstraße - Beginn jeweils 20 Uhr. Während das Programm und die Namen der auftretenden Bands in Hastedt eher den Aufmarsch der Hardcore-Punkszene erwarten lassen (mit von der Partie sind „Emils“, „Zerfetzte Organismen“ und „Nebenwirkung“), gibt es im Lagerhaus eher ein gediegenes Angebot für die gehobene Indie-und Wave-Szenerie. Eingeladen sind nämlich die heimischen, nichtsdestotrotz sich in Bremen äußerst rar machenden „Shizzo Flamingos“ mit ihrer „Richtungsmusik“ (wer sich darunter bisher nichts vorstellen konnte: bitteschön, dann seid ganz Ohr!) sowie die „Geckos“ aus Hamburg, eine Gitarrenband mit gerade veröffentlichter Platte.

Nach durchzechter und/oder durchschwofter, auf jeden Fall aber sicher durchschwitzter Nacht können die hartgesottensten Fans sich dann am Sonntag ab 13 Uhr im Stadionbad dem eigentlichen Höhepunkt des Wochenendes widmen: dem Midsummer-Festival Wenn der Wettergott mitspielt, kann man dort dann nicht nur den fünf eingeladenen Bands lauschen, sondern eventuell sein verpastes Frühstück nachholen (mit Bier und Bratwurst vermutlich) und zwischendurch vielleicht sogar mal ins kühlende Naß springen. Das wird auch bitter nötig sein, wenn die anglo-irischen Pogues als einer der Hauptacts in die Saiten greifen - die Mannen um Schneidezahn-Schönheit Shane MacGowan sind für ihre schweißtreibenden Konzerte berüchtigt. Ganz besonders neugierig darf man auf das Bremer Debut der Woodentops um den Bühnenderwisch Rolo MacGinty sein, einer Band, die seit 1986 einen wahren Kultstatus zumindest unter Kritikern besitzt. Leider kommen die Violent Femmes aus New York nun doch nicht; dafür gibt's aber die Flesh-Tones die Waliser Darling Buds mit Girlie-Pop(?) als angeblich idealer Sommermusik, und kräftigen Rockabilly mit dem wieder vereinten US-Trio Stray Cats.

JüS