Hauen und Stechen um Radio-Lizenz

■ FFN-Erfolge locken zum Run auf die 2. Hörfunk-Lizenz in Niedersachsen

Im Gerangel um die zweite landesweite private Rundfunklizenz in Niedersachsen kocht die Gerüchteküche über. Bewerber sagen ihren Konkurrenten die finanzielle Pleite nach. Anderen wird angehängt, sie hätten Mitglieder des Landesrundfunkausschusses bestochen. Dessen 28 Mitglieder aus Parteien, Gewerkschaften, Wirtschaft, Kirchen, Sport-, Kultur- und anderen Verbänden sollen am 12. Juli den Favoriten küren.

Auch wenn die Chancen für den zweiten Privatfunk nach „Radio ffn“ unterschiedlich beurteilt werden, zumal anfangs nur begrenzte Sendemöglichkeiten zur Verfügung stehen, lockt der Erfolg von „ffn“: Um die 50 Millionen Mark Werbeeinnahmen und gut zwölf Millionen Mark Gewinn schon 1988, im zweiten Jahr, veranlaßten Optimisten zu der Annahme, privater Rundfunk sei so lukrativ wie eine Spielbank.

Die beiden von der Staatskanzlei Ende Mai benannten Favoriten „Radio Niedersachsen-Gong“ und „Niedersachsen -Welle“ existieren in der damals gültigen Zusammensetzung nicht mehr. Die „Niedersachsen-Welle“ mit dem Fabrikanten Gerd Nelke, der der FDP nahesteht, und dem hannoverschen CDU -Landrat Karsten Hoppenstedt als führende Gesellschafter, hat inzwischen Zulauf von Mitbewerbern bekommen. Zu ihr sind ein Teil der „Radio 2„-Gruppe um den Berliner Medienprofi Ulrich Schamoni sowie die Gruppe „HFN Hörfunk Niedersachsen“ um den privaten Fernseh-und Filmproduzenten Wolfgang Borges (Hannover) gestoßen. Der Rest von „Radio 2“, die einzigen vier niedersächsischen Zeitungsverleger, die nicht bei „Radio ffn“ beteiligt sind, wollen nächste Woche bei „Radio Niedersachsen-Gong“ unterschreiben. Zur Gong-Gruppe gehören unter anderem die Holtzbrinck-Tochter AVE, vertreten durch den früheren Regierungssprecher Hilmar von Poser, und der hannoversche Kinobesitzer Hans-Joachim Flebbe.

Andreas Möser