Computerschulen: Goldene Zeit vorbei

■ Erste Krise in der boomenden Branche: Sinkende Arbeitsamts-Zuschüsse, weniger Bedarf

Kein Büro eines mittelständi schen Unternehmens mehr, durch das nicht mindestens ein fabrikneuer Computer flimmerte. Doch während der Boom der High-Tech-Branche in den letzten Jahren zum Allgemeinplatz der Wirtschaftsmagazine und Chips-Reportagen geworden ist, fand der entsprechende Boom im Bereich Computer-Schulung kaum öffentliche Aufmerksamkeit. Dabei ist die Anschaffung von Rechner und Terminals in ein paar Stunden erledigt, die Einweisung in ihre Bedienung jedoch häufig eine monatelange Aufgabe intensiver Ausbildung. Dutzende öffentlicher und privater „Computer-Institute“ sind in den vergangenen Jahren aus dem Boden geschossen. Jetzt stecken sie in der ersten Krise.

„Inzwischen ist der Markt verteilt. Und die Kapazitäten, die vor vier Jahren aufgebaut wurden, sind heute von drastischen Einschnitten bedroht. Unausbleib

liche Folge: Die Konkurrenz wird schärfer“, berichtet der Leiter der Bremer Niederlassung des bundesweit arbeitenden „Control Data Institut“ (cdi). Die TeilnehmerInnen an Computer-Fortbildungskursen, die in der Regel drei Monate bis 1 1/2 Jahre dauern, sind vor allem auf die Finanzierung des Arbeitsamtes angewiesen.

Nur zwei von 60 TeilnehmerInnen zahlen zum Beispiel bei cdi ihren Kurs selbst. Denn den Teilnahmebetrag von 19.380 Mark für die einjährige Ausbildung zur „EDV-Fachfrau“ können arbeitslose Lehrerinnen, Bürokauffrauen oder andere Interessentinnen nicht aus eigener Tasche aufbringen. Doch die entsprechenden Mittel des Arbeitsamtes wurden in diesem Jahr um fast 50 Prozent zusammengestrichen. „Das hat natürlich Auswirkungen auf die Arbeit der Träger. Es gibt eine ganze Reihe Alarmsignale“, weiß auch der stellvertre

tende Leiter des Bremer Arbeitsamtes, Pahre.

Als erstes privates Computer institut meldete jetzt das „ibs“ Konkurs an. Investitionen in teure neue Geräte konnten nicht mehr durch wachsenden Umsatz im Computer-Bildungs-Geschäft bezahlt werden. Rund 300 TeilnehmerInnen können zwar ihre laufenden Kurse wie geplant zu Ende bringen, doch was danach kommt, ist noch unklar.

Über ein Viertel weniger TeilnehmerInnen als 1988 werden in diesem Jahr mit Geld vom Arbeitsamt am Computer geschult. Größter Anbieter ist nach wie vor die Bildungsakademie der Arbeiterkammer. Auch die Volkshochschule, der DGB und die DAG mischen mit. In direkter Kooperation mit der Industrie bildet Olivetti in Bremen ProgrammiererInnen aus. Daneben tummeln sich zahlreiche kleinere private Institute. Zwischen 500 und 1.000 Bildungsplätze hinterm

Computer sind insgesamt in Bremen im Angebot.

Den ersten Einbruch gab es in der boomenden Branche, als das Arbeitsamt im vergangenen Jahr Richtsätze für die Schulungs-Kosten festlegte. 7,30 Mark pro Unterrichtsstunde ist seitdem der Höchstbetrag, den das Arbeitsamt bewilligt. Zuvor waren von den Instituten bis zu 20 Mark verlangt - und gezahlt - worden, ein Bombengeschäft.

Heute macht den Programmier-Schulen neben den sinkenden öffentlichen Zuschüssen auch ihre eigene Arbeit der vergangenen Jahre zu schaffen. Kaum ein arbeitsloser Lehrer, kaum eine arbeitslose Sekretärin, die nicht schon einmal einen EDV-Grundkurs durchlaufen hätte. Und viele Betriebe sind inzwischen in der Lage ihren Computer-Nachwuchs selber auszubilden. „Die Goldgräberzeit ist vorbei“, faßt der cdi -Chef zusammen.

Ase