Die Anderen: The Sunday Telegraph/Guardian/Corriere della Sera/Observer

The Sunday Telegraph

Der konservative Londoner 'Sunday Telegraph‘ meint, nach den Europawahlen sei die Präsenz von Premierministerin Thatcher mehr als je erforderlich:

Zweifellos bricht der Kommunismus zusammen. Aber die Idee, daß dies die Welt sicherer macht, ist zu selbstgefällig. Für die vorhersehbare Zukunft könnte dies die Welt sogar zu einem gefährlicheren Platz machen. Wenn man die Europawahlen anschaut, zeigt dies, daß es in der breiten Öffentlichkeit kein Bewußtsein dafür gibt. Wähler auf dem Kontinent verlassen die Hauptparteien und gehen zu einer Auswahl von Grünen, Kommunisten, Neofaschisten und Nationalisten über. Die britische Wählerschaft ist auch deutlich von risikoreichen Experimenten in Versuchung geführt, wie die Stimmengewinne für Kinnock und die Grünen zeigen. Hier sieht man Frau Thatcher in einer symbolischen Rolle: als ein Deich, der, wenn er bricht, eine Flutwelle politischen Wahnsinns und Kindlichkeit einlassen würde.

Guardian

Der britische 'Guardian‘ befaßte sich am Freitag mit den westlichen Reaktionen auf die Vorgänge in China:

Wörter wie „entsetzlich“ oder „gräßlich“ werden mit der Wiederholung schal. Tag für Tag schießt China mehr seiner eigenen Leute in den Hinterkopf. Die Führer des Westens steuern pflichtgemäß ihre Adjektive bei. Dies alles ist eine erschreckende Spirale der Brutalität und Ohnmacht. (...) Chinas Herrscher erschießen ihre Leute nicht schubweise, um Washington oder London eine Nase zu ziehen. Sie haben sich für China selbst auf ein Programm der Masseneinschüchterung eingelassen. (...) China ist eine Insel mit einer Milliarde Menschen. Es könnte sein, daß es sich wieder sich selbst zuwendet. Sanktionen oder Schritte der UNO werden keinen unmittelbaren Einfluß auf die Verzweiflung ihrer kleinen, belagerten Führung haben. Aber dies bedeutet keinen Augenblick, daß sie nutzlos wären. (...) Chinesische Studenten im Ausland, die sich fürchten zurückzukehren, brauchen eine Pause auf Dauer: Sie sind die Zukunft ihres Landes, und ihr Land hat seiner Zukunft den Rücken zugekehrt. Wenn wir Botschaften in Peking unterhalten wollen, so existieren diese Botschaften, um jedem Verfolgten zu helfen, der sich an sie wendet.

Corriere della Sera

Die konservative Mailänder Tageszeitung kommentiert die Entwicklung in China:

Erneut hat Deng Xiaoping gewonnen, aber diesmal nicht die Reformer. An der Macht sind die Konservativen mit ihrem Rückhalt in den Streitkräften, auch wenn die KP Chinas Anstrengungen unternommen hat, den Westen zu beruhigen, auch wenn ein Mann zum Generalsekretär gewählt worden ist, der versprochen hat, die Wirtschaft zu modernisieren, und der nicht in das Blutbad von Peking involviert ist. (...) Nun also ein Technokrat für ein China der Falken. Die Bande von Deng hat ihren Mann gewählt.

Observer

Die liberale britische Sonntagszeitung 'Observer‘ zum bevorstehenden EG-Gipfel:

Großbritanniens oder eher Frau Thatchers allgemein ablehnende Haltung gegenüber Europa hat einen Grad erreicht, wo sogar die kleinsten Konzessionen über das europäische Währungssystem und den Delors-Bericht in der Lage sind, als größerer Durchbruch begrüßt zu werden. Bei einem Punkt wird es jedoch nicht leicht für sie sein. Delors soziale Charta kann als eine Herausforderung für zehn Jahre Thatcherismus dargestellt werden. Sie muß in ihrem Inneren anerkennen, daß ihre Niederlage bei den Eurowahlen in einem bestimmten Ausmaß eine Stimme zugunsten der Charta war. (...) Das Problem ist es im Moment, daß wir scheinbar gegen alles, was aus Brüssel, Bonn oder Paris kommt, opponieren.