Naturheilmittel-betr.: "Hexenjagd auf Naturheilmittel", taz vom 21.6.89

betr.: „Hexenjagd auf Naturheilmittel“, taz vom 21.6.89

(...) Noch in keinem Beipackzettel von PA-haltigen Medikamenten habe ich davon gelesen, daß diese Mittel als Dauertherapeutika eingesetzt werden sollen. Hustentee zum Beispiel sollte nicht länger als zwei bis vier Wochen hintereinander getrunken werden. Daß man sich an eine wirkungsspezifische Dosis halten muß, um einen Heilerfolg zu erzielen, und daß das Motto: „Viel hilft viel“ auf Arzneimittel gleich welcher Art ebensowenig wie auf die Dosierung von Waschpulver anwendbar ist, sollte sich herumgesprochen haben. Um die „giftige“ Wirkung von Hustentees in Relationen zu setzen, möchte ich anmerken, daß zum Beispiel Schmerztabletten, die in richtiger Mischung und genügender Menge für einen Selbstmord ausreichen, rezeptfrei in Apotheken erhältlich sind.

In den erwähnten Tierversuchen wurde nicht lediglich ein Vielfaches der therapeutisch üblichen Dosis an die Versuchstiere verabreicht. Die Mengen PA-haltigen Tees, die die Ratten zu trinken bekamen, entsprächen beim Menschen mehreren Eimern Tee pro Tag über einen Zeitraum von zwei Jahren. (...)

Ob die Mutter des Säuglings aus Lausanne drogensüchtig war oder nicht, kann ich jetzt nicht nachprüfen. Warum aber hat sie neun Monate lang Hustentee getrunken? Eine so lang andauernde Erkältungskrankheit ohne bereits vorliegende Organschäden erscheint mir unvorstellbar. Wenn sie aber schon ein dreiviertel Jahr lang Hustentee getrunken hat, was hat sie denn dann wohl noch gegen ihre so hartnäckig Krankheit eingenommen? Wie kann hier eine eindeutige Schuldzuweisung an Huflattich und Pestwurz gehen?

Rätselhaft ist mir auch der Schluß, daß allein wirtschaftliche Argumente zur Beibehaltung der fraglichen Mittel führten. Durch die Abschaffung von Hustentees auf pflanzlicher Basis wird doch nicht der Konsum an Medikamenten gegen Husten reduziert. Welche Lobby ist wohl die stärkere? Wer hat wohl die höheren Umsätze? Die Hersteller naturheilkundlicher Arzneimittel oder die chemisch-pharmazeutische Industrie, die Jahr für Jahr mehr und noch mehr meist pseudoneue schulmedizinische Präparate mit nur geringgradig geänderter Zusammensetzung auf den Markt bringt? Und wer hätte wohl Interesse, mit Hilfe einer fadenscheinigen Argumentation und sensationellen Todesnachrichten die Umsätze, die bisher durch naturheilkundliche Präparate erbracht wurden, für sich einzustreichen? (...)

Helma Fandrich, Tierheilpraktikerin, Würzburg

Das ist das Letzte: In der taz wird das von der Großindustrie gesponserte, unter dem Kanzler der BASF übermäßig gewachsene, abergläubisch an der chemischen Therapie als staatlich verordneter, einzig rechtgläubiger Heilsbotschaft festhaltende, Andersgläubige verketzernde, vorurteilsfreie Wissenschaft ignorierende, Ärzte und Patienten entmündigende, demokratischer Kontrolle entbehrende Bundesgesundheitsamt gegen „die Industrie“ (das sind die BenutzerInnen und kleinen HerstellerInnen von Naturheilmitteln) verteidigt. Selbst Herr Kittelmann konnte nur beschönigen und beschwichtigen, weil er keine Argumente hatte, aber die taz wärmt all das alte, längst widerlegte Zeug wieder auf und überholt die CDU noch auf der äußersten rechten Fahrspur...

Gegenvorschlag: Bei den Alliierten beantragen, das BGA als Tarnorganisation der verbotenen IG Farben sofort aufzulösen. Und zwar, bevor die tatsächlichen Hexenjäger „Naturheilmittel tot“ und „Halali“ blasen können. (...)

J.H.Volkmann, Berlin 12

Hoffentlich wird das nun nicht zur „Hexenjagd“ auf Reinhard Borgmann. Wie kann der Autor nur die „grüne Pharmaindustrie“ bekritteln und hier auch noch so untadelige Marktführer wie den Anthroposophenkonzern Wala nennen. Merke: An Geisteswissenschaftlern (Steiner und Vasallen) gibt es nichts zu kritisieren. Das mußte schon 1917 der Philosophieprofessor Max Dessoir erfahren, als er wagte zu schreiben: „Steiner verschmäht also die Erklärung und Ergänzung der Medizin in ihrer eigenen Ebene, er versucht vielmehr ihre Erweiterung in übersinnliche Welten. Mit Stolz rühmt sein Schüler: 'An diesem Punkte, wo die exakte Naturforschung uns im Stich läßt, da setzt die Geistesforschung Rudolf Steiners ein, der seine Resultate durch ganz andere Forschungsmethoden gewinnt als der Naturforscher, nämlich durch Imagination, Inspiration und Intuition...'“ (Vom Jenseits der Seele, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart).

Wo die „Schulmedizin“ keine Antworten mehr weiß, treten seit jeher Imagination oder geistiges Schauen, Inspiration oder geistiges Hören und Intuition oder Darinnenstehen in der geistigen Welt auf, um wettzumachen, was den armen Materialisten mangelt. Von hierher darf auch abgeleitet werden, daß man sich einfach über wissenschaftliche Erkenntnisse hinwegsetzt und auf der Grundlage von Nichtwissen an Menschen herumprobiert.

Mit dem gleichen Mut, mit dem sich die taz für Salman Rushdie eingesetzt hat, sollte sie einmal an das Phänomen der anthroposophisch-spiritualistisch inspirierten Medizin herangehen. (...)

Namlas Eidhsur, Morbach