Walle kriegt ein Medienzentrum

■ „Medienzentrum“ in Walle in Planung / Kommunalkino mit mehreren Spielstätten

Walle ist bremische Vorstadt-Provinz, sagt ein böses Vorurteil. Dagegen etwas zu tun, firmiert in der SPD -Kommunalpolitik unter dem Stichwort „Nebenzentren“. Als Gerd Settje in den 60er Jahren das Cinema im Ostertor -Viertel ansiedelte, „da haben viele damals gelacht“, erinnert sich Wolfgang Klatt, Haushaltsausschuß-Vorsitzender der SPD. Denn im Ostertor war damals nichts los - in Walle gab es immerhin ein beliebtes Variete. Walle könnte Neben -Zentrum sein für die Leute von Arsten und Arbergen bis Farge, findet der SPD-Politiker.

Und deshalb wurde die „Akademie für alte Musik“ in das ehemalige Schulgebäude Schleswiger Straße gesteckt, gegen Bedenken wegen der Entfernung zum „Viertel“. Und deshalb ist die

Baugenehmigung für einen Verbrauchermarkt neben dem Teppichhaus Karstadt an die Bedingung geknüpft worden, daß eine Etage - 1050 Quadratmeter - für ein „Medienzentrum“ zur Verfügung gestellt werden. Das Filmbüro, das eigentlich ein „Filmhaus“ und Mittel für Filmförderung gefordert hatte, soll dort zumindest Video-und Schneide-Arbeitsplätze bekommen, es wird Arbeitsstelle für schulische und weniger kommerzielle Filmemacher sein, eigentlich sollte ein kommerzielles Kino dazukommen. Aber die Kinoketten lehnten dankend ab.

Auch das „Kommunalkino e.V.“ (KoKi), das aus seiner Schatten-Existenz hinter den ökonomischen Interessen des Cinema heraustreten möchte und seit langem eine eigene Abspielstätte for

dert, will eigentlich nicht nach Walle und hat in einem Schreiben Mitte Juni darauf hingewiesen, daß „Folgekosten“ einer ungünstigen Abspielstätte auf die Stadt zukommen könnten. Das Kommunalkino spekulierte auf die Turnhalle im ehemaligen „Alten Gymnasium“ Dechanatstraße: „Da wären wir scharf drauf“, sagt KoKi-Vorsitzende Christine Rüffert. Aber: das Kommunalkino in der Dechanatstraße - das geht nicht, sagt der SPD-Politiker Klatt. Denn das sei ein Gebäude der Hochschule für Künste, umgebaut mit Hochschul -Mitteln aus Bonn. Daß das Filminstitut Mitscherlich/Sander/Euler dort einziehen konnte, ist eine andere Frage.

In diesen Tagen wird ein Kompromiß verhandelt: Das Kommunalkino e.V. beißt in den sauren

Apfel „Walle“ und zieht in das Medienzentrum, dort winkt immerhin eine eigene Abspielstätte für 4-500.000 Mark aus WAP-Mitteln. Die bisherige Abspielstätte Cinema bleibt für das Kommunalkino aber erhalten - zu den schlechten 19-Uhr -Zeiten, die derzeit dem Kommunalkino auch eingeräumt werden. In der Dechanatstraße bekommt das Filmbüro immerhin ein Büro, city-und HfK-nah. Und wenn die Turnhalle in der Dechanatstraße, die vorübergehend dem Moks-Theater zur Nutzung während des Theater-Umbaus versprochen ist, frei wird, dann könnte daraus ein Klein-Kino und eine dritte Abspielstätte fürs Kommunalkino werden - das läge auch im Interesse der Filmklasse der Hochschule und des dort untergebrachten Filminstituts.

K.W .