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Stalinistischer Ausverkauf Chinas-betr.: "Boykott von Chinareisen", taz vom 24.6.89

betr.: „Boykott von Chinareisen“, taz vom 24.6.89

Endlich mal ein Beitrag solidarischer Unterstützung für die „Demokratie„-Bewegung der chinesischen StudentInnen und ArbeiterInnen, und ein Versuch der Ehrenrettung Westberliner und westdeutscher Sinologen durch Jürgen Kremb, die bisher in den bürgerlichen Medien und leider auch in der taz, fast ausschließlich reaktionären Schwachsinn über die Situation in China verbreitet haben.

Seit seiner Buch-Veröffentlichung idealisierte und propagierte auch Jürgen Kremb, die „bitter notwendige und schnelle Wirtschaftsreform“ und stellte sich damit objektiv auf die Seite der stalinistisch-maoistischen BürokratInnenfraktion, die einen nationalistischen Ausverkauf Chinas an den Imperialismus mit Joint-ventures u.a. betreiben, um sich selbst die Taschen zu füllen. Damit war er jedoch in „ausgezeichneter Gesellschaft, denn nichts anderes propagiert in seiner „Berichtbestattung“ der Schreiberling der 'Bild'-Zeitung Herbert Kremp.

Im Gegensatz zu den von den kapitalistischen Medien verbreiteten Lügen, kämpfen die chinesischen ArbeiterInnen und StudentInnen nicht für eine bürgerliche Demokratie, also keinesfalls für eine Diktatur des Großkapitals, die von Verfassungsorganen maskiert wird. Das oftmalige und begeisterte Singen der „Internationale“, das Meer der roten Fahnen auf dem Tienanmen-Platz und die Parolen der DemonstrantInnen, die von den Panzern des Mörder-Regimes Deng Xiaopings und seinen Killertruppen zusammengeschossen, gefoltert und hingerichtet (wäre „umgebracht“ in diesem Zusammenhang nicht angebrachter? d. sin) werden, bezeugen nachdrücklich das Gegenteil.

Die bürgerlichen Medien, die Dengs prokapitalistische Politik zehn Jahre lang enthusiastisch als „Wirtschaftsreform“ gefeiert haben, unternehmen keinen Versuch wirklichkeitsgetreu offenzulegen, weshalb die stalinistische Politik zu Massenelend und Aufstand geführt hat. Sie heucheln und decken den stalinistischen Ausverkauf.

Boykott von China-Reisen? Was für eine Frage angesichts der Ereignisse. Jürgen Kremb hat richtige Antworten gefunden. Er sieht realistisch, daß die Fortführung des Tourismus -Geschäfts das Mörder-Regime Deng Xiaopings direkt unterstützt.

Allein seine Schlußbemerkung, daß „jeder für sich“ entscheiden muß, ob er in Zukunft unter diesen Bedingungen nach China (gleiches gilt sicher auch für jedes andere Land) reist, ist entschieden zurückzuweisen. Wir sollten durchaus nicht individualistisch, sondern im Gegenteil solidarisch, kollektiv und sozial, auf breitester Front gegen das Mörder-Regime Deng Xiaopings für Tourismus-Boykott entscheiden und mobilisieren, um darüber hinaus mitzuhelfen, daß wir und die „Demokratie„-Bewegung der chinesischen ArbeiterInnen und StudentInnen die Lehren aus dem Peking -Massaker ziehen können: Politische Macht kommt aus den Gewehrläufen. „Reform“ und „Selbstreform“ der Bürokratie ist Illusion. Gegen kapitalistische Restauration hilft nur politische Revolution.

Bodo, Gegen-BILD/BZ-Stelle, Berlin 41

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