Gezerre um den Frauentopf

■ Soll das Frauenforschungsprogramm künftig beim Wissenschaftssenat angesiedelt werden? / Frauenbasis protestiert: Die Einmaligkeit des Programms ist gefährdet

„Das ist mal wieder typisch für die Frauenszene“, regt sich Wissenschaftssenatorin Barbara Riedmüller auf. Immer würde gleich viel Wind gemacht, auch wenn noch gar nichts entschieden sei. Auch Anne Klein beschwichtigt: es gäbe lediglich Überlegungen, was mit dem Frauenforschungsförderungsprogramm des Senats passieren soll. Seit 1988 fördert der Senat im Rahmen dieses Programms Forschungsprojekte von Frauen, unterstützt Wissenschaftlerinnen mit Stipendien und finanziert Infrastrukturmaßnahmen im Bereich der Frauenforschung. Dafür standen in diesem Jahr 1,3 Millionen Mark zur Verfügung. Nach den Koalitionsvereinbarungen soll der Topf in den nächstne Jahren bis zu acht Millionen jährlich aufgestockt werden. Bislang ist das Programm bei der Senatsverwaltung für Jugend, Familie und Frauen angesiedelt. Nun überlegt man im Hause Klein, ob es nicht besser zur Wissenschaftsverwaltung weitergereicht werden soll. Kaum wurden diese Pläne bekannt, gab es schon erste Proteste. Vertreterinnen des Arbeitskreises der wissenschaftlich und künstlerisch tätigen Frauen und des Kultursalons Berlin stürmten das von den acht Senatsfrauen anläßlich der ersten hundert Regierungstage angesetzte zweite Hexenfrühstück. „Der Frauenforschungsförderungstopf (FFFT) muß bei der Frauensenatorin bleiben“, so ihre Forderung.

Die Senatorin ist da anscheinend anderer Meinung. Die Frage sei, so Klein, ob „wir uns es als Feministinnen noch leisten können, daß die Frauenforschung sich unter dem Rock einer Verwaltung verkriecht, die nichts mit Frauenforschung zu tun hat.“ Sie sei deshalb besser da untergebracht, wo sie eigentlich hingehöre, nämlich im Wissenschaftsbereich. Die Wissenschaftssenatorin habe außerdem besser Möglichkeiten, zusätzliche Mittel für den Frauentopf einzuwerben, etwa in dem geplanten zweiten bundesweiten Möllemann-Programm.

Außerdem habe sie, so Klein, „Angst, daß andere Frauenprojekte darunter leiden.“ Bei den Verhandlungen mit dem Finanzsenat, so fürchtet sie, könnten mit Hinweis auf die Mittel im Frauentopf weniger Gelder für andere Projekte des Familien- und Jugendsenats herausspringen. Durch die Verlagerung zur Wissenschaftsverwaltung, so fürchtet dagegen der Arbeitskreis wissenschaftlich und künstlerisch tätiger Frauen, würde die einmalige wissenschafts- und frauenpolitische Konzeption des Frauenforschungsförderungsprogramms gefährdet. Denn anders als die herkömmlichen Forschungförderungseinrichtungen hatte man sich bei der Entwicklung des Berliner Programms zum Ziel gesetzt, auch stärker die besonderen Arbeitsbedingungen von freiberuflich arbeitenden Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen und außeruniversitärer Forschungseinrichungen zu berücksichtigen. Wissenschaftsenatorin Riedmüller sieht das Programm dagegen eher im Dienste der Nachwuchsförderung, und das sei eine „universitäre Aufgabe“.

Offensichtlich stecken hinter der möglichen Verlagerung des Frauenfördertopfs auch personal- und parteipolitische Überlegungen, denn mit dem Topf würde, so Anne Klein, auch die Frauenbeauftragte Carola von Braun (FDP) mit ins Wissenschaftsressort überwechseln. Von dieser Aussicht scheint wiederum Barbara Riedmüller nicht besonders begeistert zu sein. Es käme für sie nicht in Frage, so die Senatorin, Personalstellen aus ihrer Verwaltung dafür zur Verfügung zu stellen.

-guth