„Kein guter Stern“

■ Proteste während der Aktionärsversammlung wegen Rüstungsexporte nach Südafrika der Daimler Benz AG im ICC / Aktionen der Anti-Apartheid-Bewegung

„Wenn Daimler-Benz aufhören würde, militärische Güter nach Südafrika zu liefern, würde die Armee stillstehen“ - Abdul Minty, Direktor der „Weltkampagne gegen die militärische Zusammenarbeit mit Südafrika“ trat gestern im ICC auf. Er ist einer der drei Sprecher kritischer Aktionäre bei Daimler -Benz.

Der gebürtige Südafrikaner vertritt gemeinsam mit dem früheren Generalsekretär des südafrikanischen Kirchenrats Beyers Naude jene rund 30 Benz-Aktionäre, die mit der Rüstungsexportpolitik des Konzerns nicht einverstanden sind. Sie stellten den Antrag „Vorstand und Aufsichtsrat werden nicht entlastet“ und ernteten mit unbequemen Tatsachen über Benz-Geschäfte die Mißbilligung der Anwesenden: auch 1988 lieferte Daimler-Benz Fahrzeugbauteile nach Südafrika, die in Militärfahrzeuge der südafrikanischen Armee eingebaut werden, Lieferungen gegen Beschlüsse des UN-Sicherheitsrates und der EG.

Die diesjährige Aktionärshauptversammlung wurde nach Berlin verlegt, um die Wichtigkeit der Stadt als Geschäftsstandort für Mercedes zu betonen. Das Treffen wurde von zahlreichen Protesten begleitet. Am Dienstag gab es eine spektakuläre Sternbesetzung in 100 Meter Höhe - das Büro für ungewöhnliche Maßnahmen brachte ein Transparent mit der Aufschrift „Südafrika-Benz mordet“ am Mercedes-Stern auf dem Europa-Center an. Bei einer Demonstration in der Innenstadt demonstrierten 400 Menschen gegen die Rüstungsexporte. Auf der anschließenden Kundgebung trat auch der Vertrauensmann der Daimler Benz AG Berlin Marienfelde, Herbert Franke, auf. In seiner Rede sprach er sich gegen eine Fusion Daimler-MBB aus. Von offizieller Seite der Berliner IG-Metall gab es keine direkte Unterstützung der Protestaktionen, obwohl die Gewerkschaft „ein klares Nein“ zu Rüstungsexporten als „ihre Linie“ erklärt hat. Gestern morgen begrüßte eine Mahnwache die Benz-Aktionäre vor dem ICC mit Plakaten wie „Kein guter Stern“. Die rund 20 Teilnehmer durften sich nicht vor dem Haupteingang des ICC postieren. Nach ihren Aussagen wurden mehrere Demonstranten, die sich vor den Haupteingang gesetzt hatten, von den Sicherheitsbeamten weggetragen.

cif