„Rüstungsaltlasten“ bedrohen Umwelt der Bundesrepublik

Bonn (taz) - Auf die Gefährdung der Umwelt durch „Rüstungsaltlasten“ hat der Bund Umwelt und Naturschutz (BUND) hingewiesen. Mehrere hundert Flächen sind noch immer als „Hinterlassenschaft des Faschismus“ mit Kampf- und Sprengstoffen verseucht. Eine Sanierung dieser Flächen ist wegen der hohen Kosten - nach Schätzungen der Bundesregierung mindestens zwei Milliarden Mark unterblieben. Besondere Vorwürfe wegen unterlassener Sanierungsmaßnahmen richtet der BUND an die Adresse der Industrieverwaltungsgesellschaft IVG, die bis vor drei Jahren noch vollständig im Besitz der Bundesrepublik war und bei der der Bund derzeit mit 55 Prozent Mehrheitsaktionär ist. Auf den 17 der IVG gehörenden Flächen sind heute Betriebe angesiedelt, aber auch Bundeswehrstützpunkte untergebracht. An einigen Orten, so in Hessisch-Lichtenau, mußten wegen der Verseuchung bereits Trinkwasserbrunnen stillgelegt werden.

Als „beispielhaft für die Kontinuität des Wahnsinns“ weist der BUND auf das zwölf Quadratkilometer große IVG-Gelände im niedersächsischen Liebenau hin. Wo seit dem dritten Reich die Reste einer Munitionsfabrik im Boden lagern, betreibt heute die Bundeswehr eine geheime Munitionsaufbereitungsanlage, hat sich das niederländische Rüstungsunternehmen Eurometaal niedergelassen, lagern die US -Streitkräfte wahrscheinlich Atomwaffen, existiert ein Zwischenlager für schwach radioaktive Abfälle und fördern die Harzwasserwerke Trinkwasser für Bremen und Nienburg, will der BUND festgestellt haben. Anläßlich der heute stattfindenden Hauptversammlung der IVG verlangt der BUND, das Unternehmen und die Bundesregierung sollten ihre Sanierungsverpflichtungen erfüllen. Lediglich als ersten Schritt sieht der BUND die von Umweltminister Töpfer (CDU) angekündigte Erstellung eines „Weißbuchs Rüstungsaltlasten“.

gn