: „Mein Informatiklehrer hat nichts geblickt“
■ I N T E R V I E W
Burkhard ist „zwar Ausländerfeind, aber kein richtiger Neonazi“, darauf legt er Wert. Burkhard, 18 Jahre alt, Schüler, hat das Computerspiel „Anti Türken Test“ programmiert. „Burkhard“ ist nicht sein richtiger Name: gegen den unbekannten Urheber des „Anti Türken Test“ ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Frage: Was hast du gegen Türken?
Antwort: Es gibt immer Ärger mit Türken, weil die Türken sich hier benehmen wie im Urwald und sich nicht den deutschen Gegebenheiten anpassen können. Die müssen immer aus dem Rahmen platzen. Ich hab‘ nichts gegen Türken, wo man gar nicht merkt, daß sie Türken sind, die sich also den deutschen Gegebenheiten voll anpassen können. Wenn die sich hier aufführen wie im Urwald, irgendwelchen Mädchen in'n Arsch kneifen und ihre typisch türkischen Anmachmethoden verwenden, dann geht einem das schon auf den Keks.
Wie bist darauf gekommen, ausgerechnet ein Computerspiel zu schreiben?
Das hängt damit zusammen, daß ich schon seit Jahren Computerfreak bin. Da hab‘ ich mir einfach mal gedacht: Mach‘ doch mal was auf dem Computer dazu. Das war im Informatikunterricht, da hab‘ ich das Spiel dann auch teilweise programmiert - der Lehrer hat nichts geblickt. Mit dem Computer kann man ja alles digital verbreiten, ohne Qualitätsverlust, man kann's tausendfach kopieren, und jeder sieht die gleiche Qualität. Das geht mit keinem anderen Medium so gut wie auf dem Computer. Wenn man solche Sachen woanders draufschreiben würde, zum Beispiel auf Papier - das müßte man fotokopieren und kann dabei gesehen werden. So ein Computerprogramm, das ist leicht zu verstecken, das kann auch mal auf die Unterrichtsdiskette packen, und niemand sieht es. Sowas kann man mal schnell beim Ausschalten löschen. Mit einem Zettel ist das eine ganz andere Sache.
Das Spiel ist ja nun herumgegangen - nicht nur an eurer Schule. Wie hat es sich verbreitet?
Ich kannte da einige Computerfreaks, und die kannten wieder andere Computerfreaks... Um den „Anti Türken Test“ richtig populär zu machen, hab‘ ich ihn dann auf eine Diskette getan, wo noch einige andere Computerspiele drauf waren, und die Sache ist dann halt mit rumgegangen. Die meisten in meiner Klasse fanden die Idee gut, und viele wollten diesen Test haben, weil sie über Ausländer genauso denken wie ich.
Wie würdest du dich politisch einordnen?
Mehr rechts als links (lacht). Zum Beispiel in Punkten, die Ausländer betreffen und so... Wenn das schon so anfängt, daß sich hier richtige Gettos bilden wie in Kreuzberg, Neukölln oder Wedding... Man kann ja nicht einfach Tausende von Asylanten hier reinlassen und von den Bürgern anschließend noch verlangen, daß sie die aufnehmen sollen oder so. Was zum Beispiel die FAP (die rechtsextremistische Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei, d. Red.) gegen Ausländer sagt, das finde ich prinzipiell richtig. Da war mal einer bei uns in der Schule und hat so Flugblätter verteilt, von dem hab‘ ich eine Adresse bekommen in Wessiland, für Broschüren und so. Ich hab‘ auch ein paar bestellt - aber die gehen ein bißchen zu hart ran, für mein Gefühl.
„Achtung, Nazi“ heißt ein anderes Computerspiel, das in Berlin verbreitet wird - da werden auf Knopfdruck „Juden vergast“. Findest so etwas gut?
Das find‘ ich schon ganz lustig, ja. Ich finde die Idee ganz witzig - sowas auf'm Computer umzusetzen... Aber sonst, ich meine - das ist doch irgendwie was Warmgemachtes von damals. Mit den Juden - das betrifft uns doch überhaupt nicht. Das eigentliche Ausländerproblem heute ist ja jetzt mit den Türken da, die sich überhaupt nicht einfügen können.
Jetzt wird ermittelt gegen den Urheber des „Anti Türken Test“, also noch „gegen Unbekannt“ - was sagst du dazu?
Ich lach‘ drüber. Die können mir nichts nachweisen und werden mir nie was nachweisen können. Die ganzen Vorprogramme, die Programmentwürfe vom Anfang, sind nämlich alle verschwunden. Damit ist die Sache für mich gegessen.
Interview: Gerd Meißner
Dankend entnommen aus der 'Blickpunkt'-Sonderausgabe: „Nazis in Berlin.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen