Man in Motion

■ Rick Hansen - mit dem Rollstuhl um die Welt

Rick Hansen ist im Rollstuhl und seiner Tour „Man in Motion“ zwei Jahre, zwei Monate und zwei Tage lang um die Welt gefahren. Der Trip, auf dem er die Menschen dazu anregen wollte, mal einen Moment über das Leistungsvermögen Behinderter nachzudenken, startete in Kanada, ging einmal quer durch die USA, ließ kein Land Europas aus und führte ihn über den Nahen Osten nach Neuseeland, Australien, Japan, Korea und China. Insgesamt waren es 34 Länder auf vier Kontinenten.

„Es gab schon Momente, in denen ich müde, frustriert, krank oder auch verletzt war. Es gab alle Arten von Rückschlägen, bei denen ich oft ans Aufhören dachte. Ich hatte mir aber vor dem Start vorgenommen durchzuhalten, ganz egal, wie lange es dauern würde. Ich wollte ganz einfach einen Beitrag dazu leisten, daß die Menschen anfangen, anders über Behinderte zu denken, nicht nur immer daran, daß uns etwas fehlt, sondern mehr an die Fähigkeiten, die noch da sind. An den absoluten Tiefpunkten habe ich versucht nur daran zu denken, und man darf auch nicht vergessen, daß es die Leistung eines Teams war.„

Wo Schatten war, war auch Licht.

„Eine der schönsten Erinnerungen habe ich an China, so ironisch sich das anhört bei den vielen tragischen Nachrichten, die zur Zeit von dort kommen. Aber auf der Fahrt von Peking nach Schanghai war die Unterstützung für unser Projekt ganz einfach überwältigend. Es war auch ein großes Erlebnis, mit dem Rollstuhl an der chinesischen Mauer entlang zu fahren. Es war ein Symbol für mich, daß man, ganz egal ob man behindert ist oder nicht, eine ganze Menge erreichen kann, wenn man nur daran glaubt.„

Insgesamt 23 Millionen Dollar hat Rick Hansen mit dem Projekt „Man in Motion“ zusammengefahren, allerdings den größten Teil in Kanada selbst. Er hatte zwar auch in fünf, sechs anderen Ländern versucht, Fonds zu errichten, aber die Beträge waren unerheblich. Das Geld ist durch unzählige Wohltätigkeitsveranstaltungen und Sponsoren zusammengekommen, auch die kanadische Regierung zeigte Initiative und stellte sich hinter das Projekt.

„Das Geld ist durch eine Stiftung fest angelegt und die Zinsen werden jährlich an unterstützungswürdige Projekte vergeben. Ein Gremium prüft eine Unzahl von Anträgen und das Spektrum derer, die gefördert werden, ist riesig. Es reicht von der Beratung nach Unfällen, der medizinischen Forschung, der praktischen Anwendung der Forschungsergebnisse bis hin zu allen Arten der Rehabilitation, wozu auch Freizeitangebote für Behinderte gehören, und auch natürlich der Sport. Wir fördern auch Initiativen, die das Problembewußtsein der Öffentlichkeit vertiefen sollen.„

Rick Hansen ist 1983 mit dem Eishockey-Megastar Wayne Gretzky in Kanada zum Sportler des Jahres gewählt worden.

„Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich das alles noch einmal machen - ohne mit der Wimper zu zucken trotz aller Strapazen. Allerdings: heute wäre ich nicht mehr dazu in der Lage. Wenn man bedenkt, daß nicht nur durch mich, sondern auch durch die Anstrengung unzähliger anderer, das Verhältnis der Gesellschaft zu den Behinderten in Bewegung gekommen ist, daß jetzt sehr viele mehr den Mut haben, ihre Träume zu verwirklichen - dann war es jede Minute wert.„

Theo Breiding