Asbestgefahr beim Minigolf-Vergnügen

■ Asbest in Minigolfbahnen / Bremer Anlagen zum Großteil total veraltet / Hersteller sieht „keine meßbaren Risiken“

Vor den gesundheitlichen Gefahren asbesthaltiger Minigolfbahnen hat der „Arbeitskreis Ökologie“ in Göttingen am vergangenen Mittwoch gewarnt. Hunderte von Anlagen im Bundesgebiet haben Bahnplatten aus asbesthaltigem Eternit. Bei jedem Golf-Schlag wird eine Wolke kleinster Asbestfasern aufgewirbelt, deren Einatmung krebsfördernd oder gar auslösend wirken kann. Besonders brisant sind Fehlschläge, bei denen statt des Balls die Bahn getroffen wird - je nach Vehemenz werden hierbei besonders viele Fasern frei.

In Bremen spielt man Minigolf auf Eternit mit Asbest - bis auf der Anlage am Osterdeich gegenüber dem Rollsportstadion. Wegen ihrer nicht turnierkonformen Betonbahnen wird diese jedoch in Insiderkreisen eher belächelt. Löbliche Ausnahme unter den asbestenen Golf-Oasen ist der Platz des „Minigolfclub Bremen-Nord“ am Kreinsloger. Die

Hälfte der Bahnen besteht aus asbestfreiem Material, der Rest soll bei entsprechender finanzieller Lage ausgetauscht werden. Schlechter sind da schon die Mitglieder des doppelt so großen Bremer „Bahngolfclub“ (BGC) gestellt, das vom „Haus Wieseneck“ gepachtete Gelände am Kuhgrabenweg hat nur Asbest zu bieten. Da die Verlängerung des Pachtvertrages noch ungewiß ist, scheut man sich vor Investitionen und nimmt das „im Freien wohl nicht so große Risiko“ in Kauf, so BGC-Sprecher Zech. Die Verwalterin des Minigolfplatzes im Bürgerpark, Marianne Rieb, erhofft sich durch Lack einen gewissen Schutzeffekt. Praktiziert wird dieses Verfahren dort schon länger, allerdings nur aus Gründen der einfacheren Reinigung und nicht der Staubverhütung. Trotz ihres relativ sicheren Gefühls wünscht sich Frau Rieb weitere Aufklärung der Faserprolematik, da sie sich durch den

„täglichen Auffenthalt in der Anlage“ besonders betroffen sieht. Wesentlich cooler sieht das Ganze Michael Thiel, verantwortlich für den Betrieb des Minigolfplatzes am Kuhirtenweg. „Wenn man hier fegt, staubt's schon ganz ordentlich“, kommentiert er den desolaten Zustand der mit Rissen und Löchern reichlich gesegneten Asbestbahnen. Zur Saison 1990 will er sie durch

Beton ersetzen, nicht aus Faser-Furcht allerdings. „Die Dinger sind eh‘ alle ziemlich im Arsch“, eklärt er und verspricht sich vom Beton geringere Baukosten und verminderten Wartungsaufwand.

Von Herstellerseite gab man sich recht selbstgefällig: Werner Pless, Mitinhaber der „Deutschen Miniatur-Golf -Betriebsgesellschaft“ in Hamburg, sprach

von in Messungen angeblich nicht nachweisbaren Asbestkonzen

trationen. Seit vier Jahren liefere man nur noch asbestfreies Eternit, dennoch gäbe es „viele bis zu 30 Jahre alte Anlagen“. Die Firma Aukamp in Kassel, einziger Konkurent von Pless im Bundesgebiet, hüllte sich dagegen in Schweigen. Ihr „Rückruf nach Informationssammlung“ ließ vergeblich auf sich warten.

sb