Kompost als Exportschlager

■ Schnellkomposter vom Recycling-Hof in den Alpen / Anfragen aus Arabien

Dröhnendes Getöse zerreißt die Stille der idyllischen österreichischen Bergwelt rund um den Groß-Glockner. Denn die Hubschrauber sind wieder einmal im Anflug auf die Berghütten. Eine Luftwaffenübung, oder die Bergwacht im Einsatz ? - nein, viel alltäglicher - die Müllabfuhr kommt geflogen. In diesen Tagen holt sie allerdings nicht nur den Müll ab, sondern bringt auch etwas mit - zwei Schnellkomposter sind's, die auf dem Findorffer Recycling -Hof (Hof) in einem Modellprojekt hergestellt wurden. Die werden nun auf ihre Alpentauglichkeit getestet.

Zehn Männer sind seit Juli '88 damit beschäftigt, große und kleine Kisten zu zimmern (200 - 650 Liter), in die mensch vom Kaffeefilter bis zur Bananenschale fast sämtliche organische Garten-und Küchenabfälle werfen kann, um dann später hochwertigen Kompost zu bekommen. Einige Bremer Kindergärten, Kirchengemeinden und gemeinnützige Organisationen haben schon die Kisten für den Biomüll aufgestellt. Damit das aber immer mehr Leute und Organisationen

tun, fordert Eckehard Gerad, Projektleiter des „Hof“, Landesmittel von Bremen: Mittlerweile finanzieren oder bezuschussen rund 150 Gemeinden und Kommunen in der BRD Schnellkomposter, nicht so Bremen.

Ein Weilchen warten müssen Interessenten allerdings auf die „Hof„-Komposter, denn: „Wir sind bis oben hin voll mit Aufträgen und können momentan gar nicht mehr gegenanproduzieren“, erklärt Gerad die Situation. Finanziert und betreut wird das Schnellkomposter-Projekt vom „Hof“ und dem Jacobus-Haus, ein Haus für sogenannte Nichtseßhafte. Auch die zehn zimmernden Männer haben hier ein Dach über den Kopf. Alle BremerInnen können auf dem „Hof“ ihre vorsortierten Küchen-und Gartenabfälle loswerden, und Mulch für Garten und Beet wieder mit nach Hause nehmen - nicht ganz zum Nulltarif. Kompostiert wird der angeschleppte Biomüll im großen Stil auf der Blockland-Deponie - raus kommt der bekannte „Bremer Kompost“, für drei Mark oder auch weniger, je nach Qualität, in 30-Liter-Beu

teln. Geringe Schadstoffbe lastung und hoher Nährstoffgehalt seien Markenzeichen des „Bremer Kompost“, versichert Gerad. „Selbst aus Arabien gibt es Anfragen“, freut sich Jutta Kellmann-Hoppensack, die zuständig für die Betreuung der Hof-MitarbeiterInnen ist. Tatsächlich verhandelt die Blockland-Deponie momentan mit arabischen Ländern - die am liebsten alles, was in Bremen an Kompost so anfällt, aufkaufen würden. Und das sind immerhin 10.000 Tonnen jährlich. Gerad: „Daß es eine so große Nachfrage gibt, finde ich sehr gut. Aber die 10.000 t. jährlich werden hier gebraucht.“ Damit aber auch die arabischen Länder nicht ganz ohne den „Bremer Kompost“ dastehen, verlangt Gerad den Ausbau der Blockland -Kapazitäten. Denn nur 1/3 würden bisher genutzt. Mehr Maschinen, Personal und Fläche müsse her, um die Kompostberge wachsen zu lassen. Aus Müll Geld machen Kompost als zukünftiger Bremer Exportschlager? Die Nachfrage wäre schon jetzt gesichert. Nicola Roggendor