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K O M M E N T A R Dösige Hanseaten

■ Bremer Kaufleute können nicht lesen

Die Debatte um eine Verlängerung der Ladenschlußzeit hat einen Argumentationsbart, den sich Befürworter und Gegner acht bis neun Mal locker um den Hals wickeln können. Bei den diesjährigen Tarifverhandlungen nun wollten auch die Bremer Einzelhändler die Gewerkschaften kräftig stutzen. Herausgekommen ist für die hanseatischen Kaufleute ein totaler Flop. Zwar dürfen Karstadt, Horten und Saturn nach paraphierter Vereinbarung künftig Donnerstag nach 18.30 Uhr geöffent bleiben, doch sind da zwei kleine Voraussetzungen zu beachten. Erstens muß der Betriebsrat das auch wollen, und zweitens muß Karstadt kurz vor der Pleite stehen. Nonsens also.

Kaufleute, die einen solchen Vertrag als Einstieg in längere Öffnungszeiten interpretieren, können entweder nicht lesen, oder hatten von vornherein wenig Interesse am Abendverkauf. Jetzt auf Intervention der Bundeszentrale einen Rückzieher zu machen, nötigt die Gewerkschaften förmlich zum Streik. Wenn BremerInnen heute ihren Urlaubseinkauf nur unter erschwerten Bedingungen oder gar nicht tätigen können, dürfen sie sich für diese Ladenschlußverkürzung bei den dösigen Hanseaten bedanken.

Holger Bruns-Kösters

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