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Streik-Renaissance

■ Arbeitgeber wollen Unterschrift nicht mehr wahrhaben

Eigentlich waren die Tarifverhandlungen im Bremer Einzelhandel schon so gut wie beendet. Doch spätestens seit gestern mittag stehen die Zeichen wieder auf Streik. Denn zur letzten Runde der Gespräche - es galt nur noch zwei im wesentlichen unstrittige Pubkte zu Papier zu bringen erschienen die Arbeitgeber vom Einzelhandelsverband Nordsee mit der Marschroute: Neuverhandeln. „Ein bundesweit einzigartiger Vorgang des Tarifbruchs“, so gestern nachmittag die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherung.

Stein des Arbeitgeberanstoßes: Die bereits am 24.6. paraphierte Protokollnotiz, in der festgeschrieben wird, daß Geschäfte in Bremen nur dann donnerstags nach 18.30 geöffnet bleiben dürfen, wenn dies „aus zwindenden Gründen zur Sicherung der Existenz“ notwendig ist. Diesen Passus wollten die Arbeitgeber aufgehoben wissen und ansonsten von den bereits verabredeten Gehaltsaufbesserungen von 3,9 Prozent und der Arbeitszeitverkürzung auf 37 Stunden bis 1991 zurücktreten.

In anderen Bundesländern waren in den vergangen Tagen Vereinbarungen unterschrieben worden, die ein Offenhalten der Geschäfte nach 18.30 Uhr leichter ermöglichen. Nach einem Besuch bei der Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels (HDE) in Köln teilte der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Nordsee, Kraus, HBV und DAG mit, daß die Protokollnotiz neu verhandelt werden solle. Eine Einmischung in die Tarifautonomie des Landes Bremen, urteilt die HBV und fordert die Bremer Arbeitgeber auf, sich „nicht länger von der HDE kommandieren zu lassen.“ Es sei Erpressung die Einhaltung der Vereinbarungen von einer Änderung der Protokollnotiz abhängig zu machen.

Am gestrigen Abend wollte die HBV entscheiden, wann und wo nun wieder gestreikt wird. HBV-Sekretär Helmut Thiel hielt es für möglich, daß bereits heute, am verkaufsoffenen Sonnabend, wieder gestreikt wird.

hbk

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