„Frauen, die nicht mal Kaffee kochen können“

■ SPD-Gleichstellungsstelle startet Postkarten-Aktion gegen sexistische Werbung / Ingrid Holzhüter (SPD): „Es geht nicht um Moral“ / Bei der Gleichstellungsstelle häufen sich die Beschwerden

Gutgelaunt auf dem Weg zur U-Bahn. Plötzlich fällt der Blick auf ein Werbeplakat: Frauen sind dumm, heißt die Botschaft, oder mit Titten und Arsch kann man alles verkaufen. Wenn dann der Ärger langsam hochsteigt, soll man Mann und Frau künftig zur vorgedruckten Postkarte greifen und den Verantwortlichen eine (Briefmarke) kleben: „Sie vermarkten Ihr Produkt mit Hilfe des weiblichen Körpers und diskriminierender Vorstellungen über angeblichen Daseinszwecke und Verhaltensweisen von Frauen.“ So stellt es sich Ingrid Holzhüter, frauenpolitische Sprecherin der SPD und Leiterin der Gleichstellungsstelle vor. Auf den Karten fehlt nur noch die Anschrift, doch wer um Himmels Willen hat schon die Adresse von „Playboy“, „Eduscho“ oder „HB“ parat? Muß das inkrimierte Produkt gar erst erstanden, bevor der Protest auf den postalischen Weg gebracht werden kann?

Eine Schwachstelle der Aktion, die Ingrid Holzhüter eingesteht. Und das obwohl die Pläne für die SPD-Aktion gegen sexistische Werbung schon lange in der Schublade lagen und auch die feministische Kritik an sexistischer und frauenverachtender Werbung stammt nicht erst von vorgestern. Ingrid Holzhüter setzt dagegen, daß sich die SPD Gleichstellungsstelle gerade in letztet Zeit mit einer wachsenden Anzahl von Beschwerden über sexistische Werbung konfrontiert sah. Doch als die SPD-Frauen öffentlich gegen ein Plakat protestierten, mit dem der „Playboy“ Anfang Mai in U-Bahnhöfen für sein neuestes Heft warb, ernteten sie nicht nur Beifall. „Die Reaktionen auf die Presseerklärung zum Playboy-Plakat haben gezeigt, daß das Thema eigentlich immer noch aktuell ist“, meint deshalb Ingrid Holzhüter. Der Werberat, selbsternanntes Kontrollorgan der Deutschen Werbewirtschaft hatte damals in der überdimensionalen Nackten auf dem „Playboy„-Plakat keine Verletzung der allgemeinen Moral gesehen. „Um Moral geht es doch garnicht“, erklärt Holzhüter. Längst richtet sich die Kritik nicht mehr allen gegen die Reduzierung von Frauen auf einzelne Körperteile. „Wir protestieren auch gegen Darstellungen wie die von der dummen Hausfrau, die sich nach 25 Jahren noch sagen lassen muß, wie man richtig Kaffe kocht“, meint die frauenpolitische Sprecherin.

Die Postkarten können bei der Gleichstellungsstelle der SPD unter der Telefonnummer 469 21 56 angefordert werden.

-guth