Reisekrimis: Bernd Sülzer: "Bensberger Zwischenspiel"

Im Bensberger Forst, in der Nähe von Köln, wird der Jaguar des Waffenfabrikanten Behrend von einer Panzerabwehrrakete des Typs „Joker“ getroffen und zerfetzt. Die „Joker“ gehört zur umfangreichen Produktpalette des kapitalistischen Waffenschmieds. Die Attentäter hatten vor, den Herrn Direktor einmal hautnah fühlen zu lassen, was seine Waffen so alles anrichten können. Aber durch einen dummen Zufall saß nicht Behrend selbst, sondern seine Frau und ihre gemeinsame elfjährige Tochter am Morgen des Überfalls im Luxusauto. Die Herren und Damen Attentäter melden sich mit einem zynischen Bekennerbrief.

So weit, so schlecht, sagt sich gelangweilt der erfahrene Krimileser, die wilde Jagd kann beginnen, nichts Neues unter der Sonne. Aber es kommt alles ganz anders im Bensberger Zwischenspiel von Bernd Sülzer.

Durch einen Zufall wird Jürgen Erking, einer der Terroristen, geschnappt. Ein Jahr nach seiner Festnahme soll ihm in Köln der Prozeß gemacht werden. Ein Hubschrauber bringt den Häftling von der JV Kassel nach Köln. Als der Helikopter im Ortsteil Meschenich am äußeren Rand des Stadtgebietes in einer alten Kies grube landet, wird Erking beim Verlassen der Maschine erschossen. Für die Boulevardpresse ist der Fall sofort klar: „Terror total - eigener Mann hingerichtet“ und „Terrorist wollte auspacken - tot!“ lauten die Schlagzeilen. Auch das BKA und die Kölner Staatsanwaltschaft gehen davon aus, daß Jürgen Erking von seinen eigenen Leuten „hingerichtet“ wurde. Die melden sich aber mit wütenden Schreiben bei den Medien. Sie haben nichts mit dem Mord an ihrem Genossen zu tun. Und es kommt noch schlimmer: Nach und nach werden alle mutmaßlichen Täter des Raketenanschlags tot aufgefunden... (KiWi 155)

Der Autor Bernd Sülzer studierte Germanistik und Anglistik in Bonn und arbeitet zur Zeit als Studiendirektor in Köln. Sein zweiter Krimi ist ein spannender und engagierter Polit -Thriller. Sülzer beschäftigt sich nicht nur mit der Frage nach den Ursachen der politischen Gewalt in der Bundesrepublik, sondern versucht auch aufzuzeigen, was passiert, wenn Großkapital und staatlicher Fahndungsapparat nicht nur im Stillen, sondern ganz offen ein Bündnis eingehen.

Karl Wegmann