'Tass‘ meldet atomare Verseuchung

■ Auf dem havarierten U-Boot wird mit Atemmasken gearbeitet / Greenpeace-Aktivist entert sowjetisches Schiff in der Bucht von Riga / Umweltschützer beobachten Militärmanöver

Berlin (afp/taz) - Die amtliche sowjetische Nachrichtenagentur 'Tass‘ hat am Donnerstag erstmals zugegeben, daß an Bord des am letzten Montag verunglückten Atom-U-Boots die Gefahr einer radioaktiven Verseuchung besteht. Die radioaktive Strahlung verhindere noch immer den Zugang zum äußeren Kühlkreislauf des Reaktors, heißt es.

In dem 'Tass'-Bericht (An Bord des U-Boots) wird zwar betont, daß kein Mitglied der Besatzung Schaden genommen habe, doch zugleich wird beschrieben, daß die Schiffsbesatzung an Deck mit Schutzkleidung und umgehängten Atemmasken arbeitet.

Der Bericht endet mit einer Äußerung von Seeleuten, daß „es keine Garantie dafür geben kann, daß sich nicht vergleichbare Vorfälle dieser Art auf U-Booten die ser veralteten Serie wiederholen können“.

Der 'Tass'-Bericht steht im Gegensatz zu offiziellen Äußerungen aus Moskau. So hatte der Oberkommandierende der sowjetischen Kriegsmarine, Konstantin Makarow, noch am Mittwoch beteuert, die Strahlensituation an Bord sei unbedenklich, die Kühlung des Reaktors laufe normal.

Ein Greenpeace-Aktivist hat am Donnerstag abend in der Ostsee ein sowjetisches U-Boot geentert und auf dem Schiff eine Flagge mit dem Radioaktivitätszeichen gehißt. Greenpeace berichtete gestern über die spektakuläre Aktion in der Bucht von Riga. Der Protest richtet sich auch gegen die atomare Bewaffnung der U-Boote. „In der Ostsee wird in gefährlicher Weise mit Atomwaffen gespielt, ohne daß die Öffentlichkeit dies kontrollieren kann.“ Greenpeace beobachtet derzeit auch das Nato-Manöver „Baltops 89“ in der Ostsee.

-man