Zu viert enttäuschend allein

■ Das Sibylle Pomorin Quartett hatte in den Weserterrassen einen schlechten Tag

Viele waren mit großen Erwartungen zum zweiten Auftritt des Sibylle Pomorin Quartetts in Bremen in die Weserterrassen gekommen, doch die meisten wurden wohl enttäuscht. Die Reihen der BesucherInnen lichteten sich nach dem 1.Set merklich.

Ein Grund der Enttäuschung mag die veränderte Besetzung gewesen sein. Anstelle von Bruno Aznar saß Pamela Scheiner am Piano, deren klassischer Back

ground unüberhörbar war. So steuerte sie v.a. klassizistische Piano-Figuren bei, die allerdings weder besonders originell noch kraftvoll waren, ich empfand ihren Anschlag durchgehend als zu weich, besonders in den freien Passagen. Selbst ihre perkussiv gemeinten Cluster klangen zu gedämpft. In weiten Teilen des Konzerts wirkten ihre Beiträge beziehungslos. Beziehungslosigkeit beschreibt eigentlich auch ganz

gut den Hauptmangel des gesamten Auftritts. So war nur wenig Interaktion zwischen den MusikerInnen zu spüren. Selten wurde Blickkontakt miteinander gesucht, so selten wie das Zuhören und Aufnehmen dessen, was der/die andere spielte. Den meisten Stücken fehlte ein für die ZuhörerInnen nachvollziehbarer Spannungsbogen.

Dabei gab es durchaus spannenende Momente. Z.B. in den Duo -Passagen von Bassist Klaus Willmanns und Drummer Olivier Robin, in denen der ansonsten zu leise Baß von Willmanns auch deutlich durchkam. In diesen Momenten war Zusammenspiel zu hören und die differenzierte Spielweise von Willmanns, der schnelle Wechsel von gestrichenem und gezupftem Bass, seine Tonmodulation, haben mir gut gefallen. Oder die kurzen Momente in denen sich Sibylle Pomorin im 2.Set zu expressiven Ausbrüchen auf Alt und Tenor hinreißen ließ. Dann blitzte kurzzeitig auf, zu welchen Tönen und Klängen sie fähig ist, nachdem sie sich ansonsten in ein wenig ermüdenden Spielereien mit elektrischen Hall- und Chorus -Effekten für Stimme und Flöte verlor, die selten thematisch oder rhythmisch eingebunden waren. Aber in diesen Soli war ihre Kraft und der typisch rotzig-zickige Ton, der ihr eigene Übergang von überblasenen Höhen zum Schrei, präsent. Leider waren das nur kurze Momente. Ebenso selten wie der Rückgriff auf älteres Material, nur kurz wurden die Motive von „Winds and Waves“ und „El-Djouf“ angeschnitten. Aber vielleicht hatten die vier „nur“ einen schlechten Tag.

Arnaud