Juh arrh ßoh bjutifuuhl

■ Eine lange Nacht im Schlachthof: Punk, Müll, drei Bands und viel mehr Böller

Change Music hatte sich die Abschlußvorstellung der Bremer LokalmatadorInnen Die Mimmis und der Pariser Formation Ludwig von 88 geangelt, die nach 25 Gigs noch einmal gehörig auf den Putz hauen wollten.

Zuvor bereitete das Hamburger Quintett Noise Annoys die knapp fünfhundert BesucherInnen auf die Hauptacts vor, mit Ur-Punk der siebziger Jahre bisweilen in Breiche des Rock'n'Roll hineinreichend. Bemerkenswert neben seinen mutigen Modeshorts war ohne Zweifel die Stimme des Sängers Arne.

Nach diesem vergleichsweise harmlosen Auftakt vergnügten sich die drei Ludwigs auf dem Podium. Die Clown-Punx aus Frankreich (voc, git, b), mit Trainingsanzügen und ständig wechselnden Kopfbedeckungen, feuerten mit diabolischer Freude Kracher und Funkenfontänen über die Häupter des dankbaren Publikums. „Juh arrh ßoh bjuhtifuuhl“ schmeichelten sie den

DauertänzerInnen vor der Bühne und schrammelten weiter zu ihrer Schlagzeugmaschine Rap-und Reggaeverwandtes und natürlich harsche Punkmuster.

Sie verwandelten die Schlachthofbretter in eine Müllkippe, suhlten sich darin, holten noch weitere Spaßchaoten, die mit Taucherbrille und einem Plastikhaifisch mehr stürzend als stehend das Gerümpel durchfurchten und gröhlten, was das Zeug hielt. Ist das trash-punk?

Nach einer konzertierten Besenaktion, die allerdings nur den guten Willen dokumentierte, gaben sich dann Die Mimmis die Ehre, mal wieder in heimischen Gefilden für ein herbes Spektakel zu sorgen. Sonnenbrillen flogen im hohen Bogen ins Auditorium, Sekt spritzte in die gleiche Richtung, ständig krachten Feuerwerkskörper dazwischen. Deutsch-Punk bis zum Abwinken, „Gebt den Faschisten keine Chance“, Antifa -Sticker und eine überschäumende Spielfreude er

gossen sich in den rauchge -schwängerten Saal. Frontmann Fabsi ruderte pausenlos von links nach rechts und verausgabte sich völlig, während Elli T. Sex (git), Sylke (b) und der bemerkenswert variable Drummer Lars ohne Unterlaß das Musikgeschen vorantrieben.

Zum Abschluß sorgte dann eine allumfassende Verschwesterungs-Jam Session mit den Ludwigs für einen letzten Höhepunkt des langen Abends. Manchmal spielten zwei Musiker auf einem Instrument, noch mehr Konfetti flog den ZuhörerInnen um die Ohren und auch die letzten Böller durften mit Getöse die erste Julinacht zu „Sylvester“ machen. Dann war eine turbulente Insidernacht zu Ende, die allen Freunden des spaßbetonten Chaos das Grinsen in die Gesichter trieb - leider nur, bis alle dem Ausgang entgegestrebten. Dort war die Atemluft körpergefährlich jemand entleerte einen Feuerlöscher - just for fun. Cool J.F