Giftlieferung für den Iran gestoppt

■ Schiff mit Grundprodukten für die Senfgasproduktion wurde von Dubai wieder nach Bombay zurückgeschickt / Düsseldorfer Firma beteuert weiter ihre Unschuld / Staatsanwaltschaft sucht Kaufvertrag

Bonn (ap/dpa) - Eine erste Lieferung der zur Giftgasproduktion geeigneten Chemikalie Thionylchlorid, die mit Hilfe der Düsseldorfer Firma Rheineisen Chemical Products von Indien nach Iran geliefert werden sollte, ist am Wochenende in Dubai gestoppt worden. In Bonn wurde am Sonntag bestätigt, ein in deutschem Besitz befindliches Schiff sei am Samstag mit sechs Containern an Bord im Hafen von Dubai angekommen und habe die Ladung gelöscht. Mit der deutschen Botschaft hätten die dortigen Hafenbehörden die Ladung identifiziert. Daraufhin hätten die Behörden die Wiederbeladung des Schiffes und seine Rückkehr veranlaßt. Das Schiff sei vermutlich in der Nacht zum Sonntag ausgelaufen und befinde sich auf dem Rückweg nach Bombay.

Unklar ist noch, welche Menge der Chemikalie, die zur Herstellung von Senfgas geeignet ist, die „Seacrest Pioneer“ geladen hat. Es hieß, in den sechs Containern befinde sich ein kleiner Teil der Gesamtmenge. Bei dem Geschäft, auf das die deutschen Behörden von der US-Regierung aufmerksam gemacht worden waren, geht es um insgesamt 257 Tonnen Thionylchlorid. Nach Aufdeckung des Handels durch den US -Geheimdienst hatte Rheineisen das Geschäft über 257 Tonnen der Chemikalie aus Indien im Wert von 360.000 US-Dollar am Mittwoch storniert.

Die Düsseldorfer Firma Rheineisen Chemical Products war nach eigenen Angaben bei dem Geschäft als Zwischenhändler aufgetreten. Seit Ende letzter Woche ermittelt die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf einen Verstoß gegen das Außenwirtschaftsgesetz. Für das Geschäft hätte eine Genehmigung eingeholt werden müssen.

Dagegen behauptet der Prokurist der Firma, Mojtaba Ashtari, seine Firma habe die Behörden vorher ordnungsgemäß angesprochen und keinen Widerspruch erhalten. Es habe geheißen, wenn die Chemikalie nicht in der Bundesrepublik hergestellt worden sei, bestünden „keine Bedenken“, sagte Mojtaba Ashtari. Dem widersprach das Hauptzollamt in Düsseldorf am Freitag entschieden. „Ganz klar und eindeutig“ sei dem Unternehmen keinerlei Zusage für irgendein Geschäft gegeben worden. Ein Kaufvertrag für die Chemikalie ist bisher nicht gefunden worden.

In das Geschäft eingeschaltet war auch das „Verbindungsbüro der staatlichen iranischen Organisation für Verteidigungsindustrie“ in Düsseldorf. Die militärische Beschaffungsbehörde der Iraner hat den Handel nach Angaben der Firma finanziert. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes ist das Büro im üblichen Rahmen überwacht worden. Unregelmäßigkeiten seien nicht festgestellt worden.