Gewoba schreibt jetzt schwarze Zahlen

■ 1988 wurden 1,4 Millionen verdient: Aussiedler und Asylbewerber sanieren ex-gewerkschaftliches Pleiteunternehmen

Schlechte Zeiten für Wohnungssuchende, gute Zeiten für Wohnungsbaugesellschaften - Bremens kommunal-gemeinnützigem Wohnungsbauunternehmen Gewoba geht es blendend. Die Bremer Filiale des ehemals gewerkschaftlichen und später konditorseigenen Pleiteunternehmens „Neue Heimat“ schreibt wieder schwarze Zahlen. 1,4 Millionen Mark blieben unterm Strich der Zwei-Milliarden-Bilanz übrig, als die Gewoba jetzt Gewinne und Verluste aus dem Geschäftsjahr eins nach der Regionalisierung zusammenzählte.

Welche Erfolge die Gewoba ansonsten zu verbuchen hatte und wie sie sich die Zukunft der Bremer Bauwirtschaft vorstellt, verkündeten gestern die beiden sichtlich mit sich und der Wohnungswelt zufriedenen Gewoba-Geschäftsführer Eberhard Kulenkampff und Werner Teetz vor der Presse. Wichtigste Erfolgsbotschaft: Alle 44.100 Gewoba

Wohnungen sind derzeit ausgebucht. Dank Wohnungsnotstand, geburtenstarken Jahrgängen im elternhaus-auszugsfähigen Single-alter, Asylbewerber- und Aussiedler-Zuzug gehören leere Wohnungen in Osterholz-Tenever vorerst der Vergangenheit an. Stattdessen werden die Wartelisten in den Gewoba-Mieterbüros immer länger: 4.000 Namen stehen derzeit auf den Gewoba-Listen für Wohnungssuchende, jeder zweite gehört einem Aussiedler, Umsiedler oder Asylbewerber. Kurzfristig zu einem Dach überm Kopf kann ihnen die Gewoba inzwischen nicht mehr verhelfen. Gewoba-Geschäftsführer Kulenkampff: „Wir vermieten zur Zeit die Wohnungen, die im Herbst freiwerden.“

Angesichts der akuten Wohnungsnot will die Gewoba in Zukunft wieder verstärkt in den Wohnungsneubau einsteigen. Vor allem für Ältere und Behinderte sollen in bereits bestehen

den Gewoba-Siedlungen neue Wohnungen entstehen, z.T. durch Ausbau der Dachgeschosse, z.T. durch Neubauten in Baulücken

-vorausgesetzt der Senat bewilligt entsprechende Förderprogramme. Allerdings: In „hektischen Neubau von Massensiedlungen“ will die Gewoba angesichts langer Wartelisten nicht verfallen. Schwerpunkt soll stattdessen der Neubau von Eigenheimen werden und die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen. Allein 1988 verkaufte die Gewoba 269 Wohn

gen an ihre Mieterinnen zu Quadratmeterpreisen zwischen 1.620 und 1769 Mark. Weitere 200 konnten allein in der ersten Hälfte des laufenden Jahres an die MieterIn gebracht werden. Hinzu kommen sollen 1989 75 Einfamilienhäuschen, von denen ebenfalls bereits die Hälfte verkauft ist.

Die Erlöse aus Eigenheimneubau und dem Verkauf von „Gebrauchtwohnungen“ sollen vor allem in die Instandsetzung und Modernisierung des bisherigen Bestands fließen. Rund 90 Millio

nen investierte die Gewoba im letzten Jahr in Isolierfenster und wärmedämmende Fassaden - Geld, das sie sich bei den Mietern entweder durch die sogenannte Instandsetzungspauschale oder durch Mieterhöhungen wieder holt: Von 6,85 pro Quadratmeter im Jahre 1987 stiegen die Mieten letztes Jahr im Durchschnitt auf 7,34 Mark.

Übrigens: Die nächste Mieterhöhung der Gewoba bestimmt. Ab 1990 wird die Gewoba möglicherweise nur noch „Woba“ heißen dürfen; laut Steuerreform

Gesetzgebung verlieren Wohnungsbaugesellschaften dann die Anerkennung ihrer „Gemeinnützigkeit“ und müssen Steuern zahlen wie andere Unternehmen auch. Um das „Ge“ im Namen kämpft die Gewoba derzeit noch mit verschiedenen Rechtsgutachten. So oder so - vor der Steuerpflicht wird sie der gute Name allerdings nicht bewahren können. Was der Finanzminister dann von den Gewoba kassiert, kassiert die Gewoba - „in sozial vertretbarem Rahmen“ versteht sich - bei ihren MieterInnen.

K.S.