Schrottpresse in der Klemme

■ Spandauer Autoschrottwerk will dichtmachen / Auf Anweisung von Umweltsenatorin Schreyer nimmt die BSR den Müll der einzigen Berliner Shredder-Anlage nicht mehr ab / Der Müll enthält zuviel giftiges PCB / Wohin mit den Berliner Schrottautos?

Vorerst türmt sich im Autoverschrottungswerk Koch und Lange in Spandau nur der Müll, doch demnächst wachsen vielleicht auch Halden von Schrottautowracks in den Berliner Himmel. Auf Anweisung von Umweltsenatorin Schreyer weigert sich die Berliner Stadtreinigung (BSR) seit Donnerstag, den Müll, der in der Shredderanlage der Firma anfällt, abzuholen. Der Grund: Er enthält zuviel von den giftigen, krebsverdächtigen Polychlorierten Biphenylen (PCB). Geschäftsführer Claus Rosenburg überlegt nun, die Shredderanlage abzuschalten. Bis morgen, fordert er, müßten sich Senat und BSR entscheiden.

„Wo will der Bürger mit seinem Schrott denn hin?“, fragt Rosenburg. 200 Autos wandern täglich in die Spandauer Shredderanlage, die einzige in Berlin. Daneben, so Rosenburg, gebe es nur noch eine kleine Wrackpresse in Tempelhof. Verglichen mit ihr sei die Shredderanlage jedoch ökologischer. In dem Betrieb wird das Metall von Autos, aber auch von Haushaltsgeräten wie Kühlschränken oder Kochherden von den nicht wiederverwertbaren Materialien befreit. Diese Rückstände, täglich bis zu 50 Tonnen, wanderten in den letzten 20 Jahren auf die DDR-Deponie Vorketzin.

Müll, der mit mehr als zehn ppm (parts per million) PCB verseucht ist, nimmt die DDR auf ihren Deponien jedoch nicht an. Weil Koch und Lange diesen Grenzwert überschritten hätten, erklärt BSR-Chef Georg Fischer, könne sein Betrieb den Müll nicht mehr annehmen. Fischers Empfehlung an die Firma: „Sie sollte sich mal ernsthaft darum bemühen, das PCB rauszuhalten.“ Rosenburg schiebt die Schuld auf die BSR. Sie habe sich für das PCB-Problem bisher nie interessiert.

Als Quelle des PCB vermutet Fischer die Kondensatoren in Haushaltsgeräten, die bei Koch und Lange zusammen mit den Autos geshreddert werden. Seine Firma schicke „so gut wie gar keine“ derartigen Geräte mehr in die Shredderanlage, verteidigt Rosenburg. Woher das PCB stammt, kann sich der Geschäftsführer „absolut nicht erklären“.

Klaus Groth, Staatssekretär der Umweltverwaltung, vermutet das Gift jedoch auch in der Elektrik und den Plastikteilen der Autos. „Die müssen sich darum bemühen, den Müll in Westdeutschland zu entsorgen“, meint der Staatssekretär, „oder sie entfernen die PCB-haltigen Teile“. „Unternehmer“, so Groth, „sind schließlich selbst verpflichtet, für die Entsorgung ihres Mülls zu sorgen.“ Diese Freiheit hätten die Berliner Unternehmer stets verteidigt. Erst bei einem „Anschlußzwang“ an die BSR, wie ihn die neue Koalition plant, seien Senat und BSR auch verantwortlich dafür, daß die Firmen ihren Müll loswerden. Auf die Schnelle in Westdeutschland einen Abnehmer für den Müll zu finden, sei unmöglich, meint dagegen Rosenburg. „Wenn keine Wege gefunden werden, können wir dicht machen“, warnt er.

hmt