Ende des Kampfs um den Plessey-Konzern?

■ Friedensgespräche“ zwischen GEC und Plessey / Siemens will den ganzen Kuchen / Zehnwöchige Verhandlungen mit dem Verteidigungsministerium

Berlin (taz) - Am letzten Freitag haben „Friedensgespräche“ zwischen den beiden britischen Elektro- und Elektronik -Konzernen General Electric (GEC) und Plessey stattgefunden. Dabei ist ein Angebot der Plessey-Geschäftsleitung beraten worden, ihren 50prozentigen Anteil an der gemeinsamen Tochter „GEC Plessey Telecommunications“ für mindestens 750 Millionen Pfund (2,3 Milliarden Mark) an GEC und Siemens zu verkaufen. Dafür hätten GEC und der Siemens-Konzern zuzusagen, daß sie nicht mehr versuchen, Plessey insgesamt zu schlucken. Die Gespräche sollen in dieser Woche fortgesetzt werden, berichtete das 'Wall Street Journal‘ am Montag.

Für 1,7 Milliarden Pfund (5,4 Milliarden Mark) hatten Mitte November letzten Jahres GEC (die mit dem US-Konzern General Electric nur namensverwandt ist) und Siemens einen gemeinsamen feindlichen Übernahme-Versuch gegen Plessey gestartet. Dieser Versuch war aus kartellrechtlichen Gründen gescheitert. Zwar stimmten die Kartellbehörden in London und Brüssel schließlich doch zu, aber die britische Regierung machte ihr Ja davon abhängig, daß zwei Bedenken des britischen Verteidungsministeriums ausgeräumt werden müßten: Zum einen müsse garantiert werden, daß die Plessey -Rüstungsgeschäfte nicht an GEC fallen, weil sonst jeder Wettbewerb auf diesem Sektor ausgeschaltet sei. Zum anderen dürfe das Rüstungsgeschäft aus Geheimhaltungsgründen nicht in ausländische Hände fallen - und damit vor allem nicht in die von Siemens. Das Verteidigungsministerium ist der größte Plessey-Kunde.

Die Verhandlungen zwischen GEC/Siemens und dem Ministerium dauern nun schon zehn Wochen an, ohne daß ein Ende in Sicht wäre. Als am letzten Freitag erste Gerüchte über die Friedensgespräche die Runde machten, reagierten die Börsianer nervös, die das Bild eines hochprofitablen Konzerns vor Augen haben: Sowohl bei Plessey als auch bei GEC bröckelten die Kurse.

Das Angebot, den Plessey-Anteil an GPT an GEC abzutreten, ist nicht neu: Vor zwei Monaten hatte Plessey diese Lösung schon einmal vorgeschlagen. Eine „gütliche“ Einigung böte zwei Vorteile: Die endlosen Verhandlungen mit dem Ministerium könnten abgebrochen werden, und mit der gemeinsamen vollständigen Übernahme von GPT hätten GEC und Siemens eines ihrer Hauptziele erreicht - GPT ist der größte britische Hersteller von Telekommunikations-Anlagen. Mit einem gemeinsamen Umsatz von rund 5,7 Milliarden Pfund (18 Milliarden Mark) würde das Trio nach der französisch -belgischen Alcatel zum zweitgrößten europäischen Telekommunikationsblock werden.

Während Plessey sich zu den neuerlichen Verhandlungen nicht äußern will, sagte Siemens-Chefunterhändler Jochen Mackenrodt, daß GEC und Siemens an ihrem Ziel festhalten wollen, Plessey insgesamt zu kaufen. GEC hat seit zwar seit 1985 mehrere Anläufe unternommen, um den Konkurrenten zu schlucken. Die Deutsche Presse-Agentur berichtet jedoch von Börsengerüchten, nach denen GEC-Chef Lord Weinstock zum Kauf des GPT-Anteils und zum Abbruch des Übernahme-Versuchs bereit sei.

diba